Göttingen - Bekanntermaßen landete "Philae", die Landeeinheit der Raumsonde "Rosetta", vergangenen November nicht nur einmal, sondern gleich dreimal auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko. Der erste Sprung führte das Minilabor dabei nicht nur weit weg von der ursprünglich anvisierten Landestelle, sondern auch aus dem Blickfeld des Kamerasystems OSIRIS, das an Bord von "Rosetta" die Landung mitverfolgte.

"Philaes" Landeanflug auf den Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko, festgehalten vom Kamerasystem OSIRIS. Die Uhrzeiten sind in Universalzeit angegeben (MEZ +1).
Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Schwierige Suchverhältnisse

Seitdem wertet das OSIRIS-Team Bilder der Landeregion aus, um "Philae", dem inzwischen der Strom ausgegangen ist, zu finden. Doch die zerklüftete Oberfläche und schwierige Belichtungsverhältnisse machen das ausgesprochen schwierig. Die ESA veröffentlichte nun eine Bilderfolge der sechsstündigen Landung (siehe oben) sowie Aufnahmen potenzieller Aufenthaltsorte.

Diese Aufnahme vom 12. November 2014 um 18.18 Uhr MEZ zeigt einen winzigen hellen Fleck über den steilen Klippen am Rand des Hatmehit-Beckens. Dabei könnte es sich um "Philae" kurz vor den beiden letzten Bodenkontakten um 18.25 und 18.32 Uhr handeln.
Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Die endgültige Landestelle, die seit kurzem den Namen "Abydos" trägt, konnte inzwischen auf eine Region von 350 mal 30 Metern am Außenrand des Hatmehit-Beckens auf dem "Kopf" des Kometen eingegrenzt werden.

In diesem Mosaik-Bild sind vier Aufnahmen der Landeregion, die alle am 13. Dezember 2014 aus einer Entfernung von 18 Kilometern über der Oberfläche des Kometen entstanden, zusammengefügt.
Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Hohe Klippen ragen dort empor, die Oberfläche ist zerfurcht und gleicht einem Geröllfeld. "Für das Auffinden von "Philae" ist dieses Gebiet äußerst ungünstig", erklärte Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), Leiter des OSIRIS-Teams. Seit Wochen werten er und sein Team Aufnahmen der Landeregion aus. "Wir haben schon mehrere Strukturen entdeckt, die der Landeeinheit ähnlich sehen. Doch bei keinem dieser Kandidaten sind wir uns sicher", so Sierks. Nach der Landung entfernte sich "Rosetta" wieder deutlich vom Kometen und umkreist ihn seitdem in Entfernungen von etwa 18 bis 28 Kilometern.

Landeregion keine Priorität

Für Mitte Februar plant die ESA zwar einen näheren Vorbeiflug am Kometen: Auf bis zu sechs Kilometer soll "Rosetta" an "Tschuris" Oberfläche heranfliegen, so nah wie bisher noch nie. Allerdings ist ein Überflug der Landeregion nicht vorgesehen. Stattdessen werden "Rosetta" und das Kamerasystem ihr Augenmerk auf den "Körper" des Kometen, den größeren der beiden Teile, richten. "Der Zeitplan für die wissenschaftlichen Aktiviäten der Sonde ist sehr eng, eine umfangreiche Kampagne zur Suche nach "Philae" haben wir für diesen Vorbeiflug deshalb nicht eingeplant", sagte der wissenschaftliche Leiter der "Rosetta"-Mission, Matt Taylor.

Stattdessen hoffe man, der Lander würde sich von selbst wieder melden - vorausgesetzt, die Sonneneinstrahlung an seinem Aufenthaltsort reicht aus, um genügend Strom zu produzieren. Man hoffe, dass es ab Ende März hell genug sein könnte, damit "Philae" sein System wieder hochfahren kann. Für eine Rückmeldung bei "Rosetta" würde die Energie im besten Fall aber wohl erst im Mai ausreichen. (red, derStandard.at, 02.02.2015)