Wenn Waldrappe in V-Formation fliegen, übernimmt alle zwei Sekunden ein anderer Vogel die Spitze.

Foto: M. Unsöld

Wien - Waldrappe sind gänsegroße Zugvögel, die in unseren Breiten eigentlich seit langem ausgestorben sind. In den letzten Jahren konnte man sie zwar nachzüchten, doch das Wissen war verlorengegangen, wohin sie für ihr Winterquartier fliegen sollten.

Menschliche Hilfe in Gestalt des Tiroler Zoologen Johannes Fritz war nötig, der mit seinen Kollegen vom Waldrappteam den von Hand aufgezogenen Tieren in einem motorisierten Paraglider voranflog und so den Vögeln den Weg in die Toskana wies.

Energiesparende Kooperation

Das gelang zum ersten Mal 2002. Seitdem ist das einzigartige Experiment mehrfach für wissenschaftliche Studien genützt worden, weil die menschliche Begleitung neuartige Analysen des Vogelfluges erlaubt. So konnten Forscher im Vorjahr anhand des Formationsflugs der Waldrappe bestätigen, dass die spezifische V-Formation der Vögel tatsächlich besonders energiesparend ist, weil dabei Luftturbulenzen ideal genützt werden. Wie aber ist das mit der Position an der Spitze, die besonders anstrengend ist?

Dazu wertete ein internationales Forscherteam um Johannes Fritz und Bernhard Völkl vom Waldrappteam die GPS-Daten einer Gruppe von 14 Jungtieren aus, die das erste Mal nach Italien flogen. Das im Fachblatt "PNAS" veröffentlichte Ergebnis: Alle Jungvögel flogen insgesamt gleich lange in der unvorteilhaften Führungsposition und lösten sich im Schnitt alle zwei Sekunden ab.

Die Gründe, warum es zur Ausbildung solcher Kooperationen kam, sind für die Forscher offensichtlich: Die Reise kostet nämlich sehr viel Energie - und bis zu einem Drittel der Jungvögel aus Erschöpfung das Leben. (tasch, DER STANDARD, 3.2.2015)