Natürlich drängt sich für Storys über Thomas Edward Patrick, kurz Tom, Brady jr. der Titel "Der Mann mit dem goldenen Arm" auf. Schließlich verdankt der 37-jährige Kalifornier auch dem Gefühl, das seinem rechten Arm innewohnt, den Status als Halbgott des American Football, also des US-Sports schlechthin. Mit "The Man with the Golden Arm", den Frank Sinatra in Otto Premingers Film verkörperte, also mit einem Junkie und Spieler, hat Bradys Vita aber fast gar nichts gemein.

Die Leidenschaft für den Sport säte der soliden Mittelstand repräsentierende Vater Thomas Brady sr., der mit seinem Sohn Spiele der San Francisco 49ers besuchte. Sie verehrten Star-Quarterback Joe Montana, das lange für unerreichbar gehaltene Spielmachervorbild des Juniors.

Der für seinen Vater "reichlich langsame weiße Highschool-Junge" galt selbst nach Erfolgen im College-Football an der Uni Michigan nicht als Supertalent. In die National Football League (NFL) fand der trotz seiner 1,93 Meter eher schmächtig wirkende Jüngling nur als Nummer 199 seines Jahrgangs Aufnahme. Die New England Patriots aus Foxborough, Massachusetts, erbarmten sich und taten, ja, einen Goldgriff. Schon im zweiten Jahr hatte Brady aus seiner Sicht Verletzungsglück, stieg vom vierten zum ersten Quarterback der Patriots auf und führte sie in die Super Bowl.

Weitere fünf Endspiele sollten folgen, vier davon, das vorerst letzte in der Nacht auf Montag, gestaltete nicht zuletzt Brady für die Patriots siegreich. Womit er Vorbild Montana eingeholt hat – dank seines Fleißes, seiner Gewandtheit im Umgang mit den ihn jagenden Testosteronbergen und eines Siegeswillens, der sich zuweilen in zertrümmertem Kabineninventar manifestieren kann.

Überflügelt hat Brady "Joe Cool" in puncto Glamour. Schließlich heiratete er nach der Trennung von der Aktrice Bridget Moynahan, mit der er einen Sohn hat, 2009 das Supermodel Gisele Bündchen. Die Ehe ist mit einem Sohn und einer Tochter gesegnet. Vor allem der Verdienst der 34-jährigen Brasilianerin macht Bündchen/Brady zum bestverdienenden Pärchen der Showbranche nach Beyoncé und Jay Z, die mit Musik ein paar Millionen mehr lukrieren.

Bequem wird Brady deshalb nicht. Sehr zum Kummer seiner Frau, die um seine Gesundheit fürchtet, möchte er sich weiter den Unbilden des professionellen Football aussetzen – zumindest da dem Süchtigen ähnlich, den Sinatra für Preminger gab. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 3.2.2015)