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Im Kampf gegen eine Aufwertung der Krone hat Dänemark erst kürzlich die Ausgabe von Staatsanleihen eingestellt.

Foto: Reuters/Danish National Bank

Wenige Wochen ist es her, dass die Schweizer Notenbank (SNB) den Mindestkurs des Franken zum Euro abgeschafft hat und an den Finanzmärkten ein mittleres Erdbeben verursachte. Anfang der Woche verschoben die dänischen Notenbanker den Einlagenzins weiter in den negativen Bereich, von minus 0,05 auf minus 0,2 Prozent.

Eine Reaktion auf den stetigen Aufwärtsdruck auf die Krone, die nun Spekulationen anheizen könnte, dass die Notenbank schon bald ihre Bindung an den Euro aufgibt. Thu Lan Nguyen, Devisenexpertin bei der Commerzbank, zerstreut diese Bedenken. "Diese Frage stellt sich nicht. Dänemark nimmt bereits seit 1999 am Wechselkursmechanismus II teil und ist damit dem Euro viel enger verbunden als die Schweiz." Theoretisch könne die Notenbank mittels Deviseninterventionen den Kurs halten und unbegrenzt dänische Kronen drucken und am Markt verkaufen, um den Aufwertungsdruck zu dämpfen.

Zweimal Nein zum Euro

Auf längere Sicht sei es aber durchaus sinnvoll, dem Euro beizutreten. Für den Moment sehe es aber nicht danach aus, zumal die Dänen bereits zweimal in Referenden dagegen gestimmt hätten.

Im Kampf gegen eine Aufwertung der Krone hat Dänemark erst kürzlich die Ausgabe von Staatsanleihen eingestellt. Der Haushaltsüberschuss vom vergangenen Jahr und die eigenen Devisenreserven deckten den Finanzbedarf für 2015 ab, gab die Notenbank als Erklärung ab. Mit dem Schritt sollen Anlagen in Dänemark unattraktiver und somit auch der Zufluss von ausländischen Währungen gedrosselt werden. "Viele fürchten, dass hohe Devisenreserven auch großes Verlustpotenzial bergen, sollte die dänische Krone wieder aufwerten", so Expertin Nguyen weiter. Sie betont aber gleichzeitig: "Solange die Notenbank an der Koppelung des Wechselkurses festhält, ist dieses Risiko kontrollierbar."

Unterdessen vergibt die dänische Nordea, die größte Bank im nordischen Raum nach Marktkapitalisierung, erstmals Hypotheken-Kredite mit einem Negativzinssatz von 0,03 Prozent. Konkret heißt das, die Kreditnehmer, wie zum Beispiel Häuselbauer, müssen der Bank weniger zurückzahlen, als sie sich ausgeborgt haben.

"Schuss ins eigene Knie"

Fritz Mostböck, Chef-Analyst bei der Erste Group, kritisiert derweil die Schweizer Geldpolitik: Diese habe zu einem Vertrauensverlust in die SNB geführt und berge hohe volkswirtschaftliche Risiken. "Ein Schuss ins eigene Knie." So könnten beispielsweise die Preise der "Swiss made"-Uhren im Luxussegment um bis zu 20 Prozent steigen, in bestimmten Industriezweigen überlege man aus Sorge vor unzureichendem Absatz bereits Kurzarbeitszeitmodelle. Besonders stark würden sich die Preissteigerungen im Land aber für den Tourismus auswirken. (Sigrid Schamall, DER STANDARD, 3.2.2015)