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Schwarz gearbeitet wird besonders häufig in Gaststätten, Hotels sowie Teilen der Bauwirtschaft.

Foto: AP/Seeger

Tübingen - Der deutsche Mindestlohn gilt seit Jahresbeginn und sorgte auch im jungen Jahr 2015 für heftige Kontroversen. Geht es nach den Sozialdemokraten soll das neue Gesetz 3,7 Millionen Menschen in Deutschland eine Lohnaufstockung sichern. Die Arbeitgeberflügel von CDU und CSU klagen über zu viel Bürokratie, vor allem für Klein- und Mittelbetriebe. Nun bekommen die Gegner Unterstützung durch eine neue Studie.

Demnach befeuert der Mindestlohn die Schattenwirtschaft in diesem Jahr um 1,5 Mrd. Euro - und verhindert so erstmals seit Jahren einen weiteren Rückgang von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung: Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bleibe daher unverändert bei 12,2 Prozent, so die Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und der Universität Linz. Demnach war der Wert in Deutschland mit Ausnahme des Krisenjahrs 2009 bisher seit Jahren rückläufig.

Mindestlohn mitverantwortlich

"Die aktuelle Entwicklung ist auch durch den Mindestlohn bedingt", erklärte IAW-Direktor Bernhard Boockmann. Für sich genommen hätten die robuste Konjunktur und Lage auf dem Arbeitsmarkt laut der Prognose für einen Rückgang der Schattenwirtschaft gesorgt. Mit dem Begriff werden sowohl Schwarzarbeit als auch illegale Beschäftigung und kriminelle Aktivitäten wie Hehlerei und Betrug bezeichnet.

Nach Schätzung der Experten dürfte tatsächlich aber nur ein vergleichsweise kleiner Teil des Minimallohns durch Schwarzarbeit umgangen werden. Denn die notwendigen Lohnsteigerungen in den dafür typischen Branchen liegen den Fachleuten zufolge insgesamt bei etwa 7 Mrd. Euro. Der erwartete Anstieg der Schattenwirtschaft von 1,5 Mrd. Euro durch den Mindestlohn ist wesentlich geringer.

Die bevorzugten Branchen

Schwarz gearbeitet wird demnach besonders häufig in Gaststätten, Hotels sowie Teilen der Bauwirtschaft. Auch bei persönlichen Dienstleistungen und in der Landwirtschaft werde in Deutschland vergleichsweise häufig am Fiskus vorbei verdient, hieß es.

Mit Blick auf andere Länder steht die Bundesrepublik aber nicht schlecht da: Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen, liegt Deutschland mit seiner Schattenwirtschaft im Mittelfeld - ähnlich wie Frankreich und skandinavische Länder. Österreich ist mit einem Anteil von acht Prozent der Schwarzarbeit am Bruttoinlandsprodukt ein Vorzeigeland. Düsterer sieht es in den Krisenländern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien aus. Hier liegt der Anteil der Schattenwirtschaft am BIP zwischen 18 und 22 Prozent. (Reuters/red, derStandard.at, 3.2.104)