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Deutschland liegt mit seiner Schattenwirtschaft im Vergleich zu anderen OECD-Ländern im Mittelfeld.

Foto: ap/Jens Meyer

Tübingen - Der seit Jänner geltende gesetzliche Mindestlohn in Deutschland erhöht die Schattenwirtschaft einer Studie zufolge in diesem Jahr um 1,5 Milliarden Euro - und verhindert so erstmals seit Jahren einen weiteren Rückgang von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung.

Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bleibt daher unverändert bei 12,2 Prozent, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und der Universität Linz hervorgeht. Demnach war der Wert in Deutschland mit Ausnahme des Krisenjahrs 2009 bisher seit Jahren rückläufig.

"Die aktuelle Entwicklung ist auch durch den Mindestlohn bedingt", erklärte IAW-Direktor Bernhard Boockmann. Für sich genommen hätten die robuste Konjunktur und Lage auf dem Arbeitsmarkt laut der Prognose für einen Rückgang der Schattenwirtschaft gesorgt. Mit dem Begriff werden sowohl Schwarzarbeit als auch illegale Beschäftigung und kriminelle Aktivitäten wie Hehlerei und Betrug bezeichnet.

Gaststätten, Holtels, Bau

Nach Schätzung der Experten dürfte tatsächlich aber nur ein vergleichsweise kleiner Teil des Minimallohns durch Schwarzarbeit umgangen werden. Denn die notwendigen Lohnsteigerungen in den dafür typischen Branchen liegen den Fachleuten zufolge insgesamt bei etwa sieben Milliarden Euro. Der erwartete Anstieg der Schattenwirtschaft von 1,5 Milliardendurch den Mindestlohn ist wesentlich geringer.

Schwarz gearbeitet wird demnach besonders häufig in Gaststätten, Hotels sowie Teilen der Bauwirtschaft. Auch bei persönlichen Dienstleistungen und in der Landwirtschaft werde in Deutschland vergleichsweise häufig am Fiskus vorbei verdient, hieß es.

Mit Blick auf andere Länder steht die Bundesrepublik aber nicht schlecht da: Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen, liegt Deutschland mit seiner Schattenwirtschaft im Mittelfeld - ähnlich wie Frankreich und skandinavische Länder. Düsterer sieht es in den Krisenländern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien aus. Hier liegt der Anteil der Schattenwirtschaft am BIP zwischen 18 und 22 Prozent. (APA, 3.2.2015)