Bild nicht mehr verfügbar.

In Großbritannien könnten künftig Kinder mit drei Elternteilen zur Welt kommen.

Foto: APA/dpa/Arne Dedert

London - Großbritannien ist das erste Land, in dem Babys mit drei Elternteilen künstlich gezeugt werden dürfen: Das Parlament in London hat darüber abgestimmt, dass bei einer künstliche Befruchtung die DNA von drei Menschen verwendet werden darf, wenn dadurch die Übertragung einer schweren Erbkrankheit verhindert werden kann.

Die an der Universität von Newcastle entwickelte Methode ist hoch umstritten. Sie betrifft allerdings nur äußerst wenige Paare. Rund 125 Babys werden jedes Jahr in Großbritannien mit einer Mitochondriopathie, einer Fehlfunktion der Mitochondrien, geboren. Diese Krankheit wird von der Mutter vererbt. Die Mitochondrien sind von einer Doppelmembran umschlossene Bereiche in den Zellen, die Glukose in Energiemoleküle verwandeln. Bei einer Fehlfunktion verfügt der Organismus nicht über ausreichend Energie, was zu schweren degenerativen Krankheiten wie Diabetes oder Muskelschwäche führen kann.

Vater, Mutter, Mutter

Bei der in Newcastle entwickelten Technik wird die Übertragung der Mitochondriopathie von der Mutter auf das Kind blockiert. Dabei wird die Eizelle einer Spenderin mit gesunden Mitochondrien entkernt, also der Zellkern entfernt. Anschließend wird der Zellkern der Mutter in die Spendereizelle transferiert. Die so veränderte Eizelle wird im Labor mit dem Sperma des Vaters befruchtet und dann in die Gebärmutter der Mutter eingesetzt.

Das so entstehende Kind würde die Charakteristika seiner Mutter und seines Vaters aufweisen, weil der von der fremden Frau stammende Anteil an den Erbanlagen nur gering sei, sagen die Forscher. Die mitochondriale DNA macht nur ein Prozent der gesamten DNA in einer menschlichen Zelle aus. Die Veränderung des Erbgutes wird aber von Generation zu Generation weitergegeben.

Ethische Debatte

Befürworter der Methode sehen darin einen riesigen medizinischen Fortschritt. In einem offenen Brief an die britischen Abgeordneten schrieb eine Gruppe von Vereinen, die Technik sei für betroffene Familien die erste Hoffnung auf ein Baby, das ohne Schmerzen und Leiden leben kann. Lord Robert Wilson, einer der Pioniere der In-Vitro-Fertilisation, verglich die Methode mit einer einfachen Blutabnahme.

Gegner befürchten hingegen, dass die Methode der Erzeugung von Designer-Babys Tür und Tor öffnen könnte. "Wenn einmal diese ethische Grenze überschritten wird und erlaubt ist, das menschliche Erbgut zu verändern, wird es schwierig, nicht auch die nächsten Schritte zu gehen in eine Welt, in der Babys nach Maß produziert werden", warnte etwa David King vom Verein "Human Genetics Alert". (APA/red, derStandard.at, 3.2.2015)