Bild nicht mehr verfügbar.

Schätzungen zufolge werden in der Nutztierhaltung fast doppelt so viel Antibiotika eingesetzt wie in der Humanmedizin.

Foto: APA/dpa/Patrick Pleul

Parma/Stockholm/London - Ein Zusammenhang von der Verwendung bestimmter Antibiotika und der Entwicklung resistenter Keime ist bei Mensch und Tier gegeben. In manchen Fällen lässt sich auch ein Einfluss der Antibiotikagabe in der Tierzucht auf den Menschen klar belegen, heißt es in einem neuen Expertenbericht der EU.

Die Europäische Zentrale für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm), die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA/Parma) und die EU-Arzneimittelagentur (EMA/London) haben erstmals gemeinsam die Situation in Europa untersucht. Dazu wurden vorhandene Daten aus Agrarindustrie und Medizin analysiert. Demnach wurden von jedem Menschen in der EU im Jahr 2012 durchschnittlich 116,4 Milligramm Antibiotika pro Kilogramm Körpergewicht konsumiert. Bei Nutztieren aus der Lebensmittelproduktion wurde ein durchschnittlicher Wert von 144 Milligramm pro Kilogramm ermittelt.

Escherichia coli, Salmonellen und Campylobacter

Dass Antibiotikagebrauch mit dem Auftreten resistenter Keime in Verbindung steht, ist schon lange bekannt. Ob sich die Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht auch auf Resistenzen beim Menschen auswirkt, wird seit Jahren kontrovers diskutiert.

In dem aktuellen Expertenbericht heißt es dazu: "Insgesamt wurde ein Zusammenhang zwischen der Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht und dem Auftauchen von Resistenzen bei den meisten verwendeten Kombinationen beobachtet." Am stärksten sei das bei Escherichia coli-Bakterien gewesen, sei aber auch bei Salmonellen und Campylobacter nachweisbar.

Umgekehrt wurde gezeigt, dass speziell die menschliche Einnahme von bestimmten Antibiotika (Cephalosporine der 3. und 4. Generation/Cefotaxim etc.) sowie von Fluorchinolonen (z.B. Ciprofloxacin) mit dem Auftauchen von resistenten E. coli-Keimen in Verbindung stehen dürfte, aber auch mit einigen resistenten Salmonellenarten.

Was die Experten insgesamt betonen: Für ein umfassendes Bild und eine verlässliche Bewertung der Situation wären noch wesentlich mehr Daten nötig. (APA, 3.2.2015)