Frankfurt - Der Stahlkonzern Voestalpine schmiedet trotz des starken US-Dollars umfangreiche Investitionspläne für die USA. In den kommenden zwei Jahren will Firmenchef Wolfgang Eder jährlich rund 250 Millionen Euro für den Geschäftsausbau in den USA in die Hand nehmen, wie er am Montagabend in Frankfurt sagte. Verstärken wollen sich die Österreicher vor allem im Bereich Edelstahl, auch mittels Zukäufen. Langfristig seien jährliche Investitionen von 50 bis 100 Millionen Euro in den USA vorgesehen, sagte Voestalpine-Chef.

Dabei schreckt Eder auch nicht ab, dass zahlreiche Abnehmer von Stahlprodukten aus der Ölindustrie ihre Investitionen wegen der niedrigen Ölpreise womöglich zurückfahren könnten. "Die Auswirkungen, wenn der Ölpreis steigt, werden hoffnungslos überschätzt und genau das gleiche passiert, wenn er fällt", sagte Eder. Die Ölbohrungen in den USA seien zwar um ein Drittel gefallen. Den Rückgang könne Voestalpine aber durch andere Märkte kompensieren. Zudem erwartet der Manager, dass der Ölpreis auch wieder steigt. "Wir gehen davon aus, dass sich schon im Herbst die Dinge wieder umdrehen", sagte Eder.

Bereits im Vorjahr hatte Voestalpine die USA neben Asien zu ihrem Wachstumsmarkt erkoren und dort ihre bisher größte Auslandsinvestition getätigt. Für den deutschen Stahlkonzern ThyssenKrupp war der US-Geschäftsausbau hingegen ein Fehltritt. Milliardenschwere Fehlinvestitionen in Stahlwerke in den USA und Brasilien brachten das Unternehmen sogar an den Rand des Ruins. Die Oberösterreicher bauen derzeit für gut eine halbe Milliarde Euro in Texas ein Werk zur Herstellung von Eisenschwamm - ein für die Stahlproduktion notwendiges Material.

Niedrige Energiepreise

Die Anlage soll ab 2016 jährlich zwei Millionen Tonnen Eisenschwamm erzeugen, wovon die Hälfte per Schiff an die Werke in Linz und Donawitz geliefert wird. Ausschlaggebend für die Standortentscheidung waren die niedrigen Energiepreise in den USA. Würde das Werk in Europa stehen, würde Voestalpine der Betrieb jährlich 200 Millionen Euro mehr kosten, rechnete Eder vor.

Der Voestalpine-Chef kann sich vorstellen, in dem Werk in Texas künftig auch andere Produkte herzustellen. "Von der Geographie her und den Räumlichkeiten haben wir dort alle Möglichkeiten", sagte er. Dem Heimatmarkt Österreich bleibe Voestalpine aber treu: "Wir werden alles versuchen, um unsere österreichischen Standorte langfristig zu halten." Dafür müssten sich aber die Rahmenbedingungen ändern, fordert der Manager. Vor allem die Umweltauflagen infolge der CO2-Einsparungsziele bereiten dem Firmenchef Kopfzerbrechen. Für die Stahlbranche in Europa sowie weltweit erwartet Eder, der auch Präsident des Weltstahlverbandes ist, ein Nachfragewachstum von ein bis zwei Prozent im laufenden Jahr. (Reuters, 3.2.2015)