Was sich für das Unternehmen rechnet, kann sich auch für die Umwelt bezahlt machen. Stefan Treitl vom Institut für Produktionsmanagement der Wirtschaftsuniversität Wien belegte das in seiner Doktorarbeit anhand von Best-Practice-Beispielen aus Transport, Logistik und Lieferketten-Management.
Er klopfte Maßnahmen wie Offshoring oder Zentralisierung, die aufgrund von rein ökonomischen Überlegungen realisiert wurden, auf ihre ökologische Performance ab: Wie Umweltaspekte in die Unternehmensplanung einfließen könnten, erarbeitete er in Fallstudien mit mehreren Unternehmen. Der Betriebswirt wollte zeigen, "dass gerade für die Transport- und Distributionsplanung ökologische Aspekte wie etwa CO2-Messungen machbar und erfolgversprechend sind".
Seine Arbeit ermöglicht nun Vergleiche zwischen Finanz- und Umweltkenngrößen. "Wer die Konsequenzen des unternehmerischen Handels auf die Umwelt analysiert, kann erkennen, dass ein kleines Abweichen vom finanziellen Optimum oft eine deutliche Verbesserung von Umweltzielen mit sich bringt", sagt der Senior Lecturer an der WU Wien.
Da Corporate Social Responsibility in aller Munde ist, kann es sich auch finanziell lohnen, sich auf diese Weise von der Konkurrenz abzugrenzen. Sein Fachgebiet Produktionsmanagement beschäftigt sich damit, wie Güter entstehen und zum Kunden gebracht werden.
An der WU Wien wird dazu eine quantitativ orientierte Ausbildung aus betriebswirtschaftlicher Sicht mit großer Methodenvielfalt in einem wirtschaftlichen Kontext angeboten.
Treitl absolvierte das Diplomstudium im Rahmen des Center of Excellence. Dieses Förderprogramm betont die Vernetzung der Studierenden untereinander und mit Partnern aus der Praxis. Bereits während des Studiums betreute er kleine Projekte zu nachhaltiger Logistik und Bestandsmanagement. 2009 begann der 29-jährige Tullner gleichzeitig mit dem Start des EU-Projekts "LogMan - Logistics and Manufacturing Trends and Sustainable Transport" als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Produktionsmanagement.
Ausgezeichnete Doktorarbeit
2014 bekam er für seine Doktorarbeit einen der niederösterreichischen Wissenschafts-Förderungspreise verliehen. Natürlich freut ihn der Preis, vor allem aber auch, dass in dem Jahr gleich zwei Sozialwissenschafter von der WU Wien ausgezeichnet wurden.
Das Preisgeld wird er zum größten Teil für den Hausbau nutzen. Auch im eigenen Haushalt ist für ihn nachhaltiges Wirtschaften ein Thema. Zwischen der Arbeit in Wien und dem Zuhause in Königstetten versucht er mit seiner Familie, unnötige Fahrten zu vermeiden und öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Da er aber außerhalb einer größeren Stadt wohnt, ist das Auto für die "first and last mile" unverzichtbar.
Seit er eine kleine Tochter hat, bestimmt sie die Freizeitgestaltung wesentlich mit. Seine Arbeit bietet ein gewisses Maß an Flexibilität, was ihm erleichtert, die Kinderbetreuung - so partnerschaftlich wie möglich - mit seiner Frau zu teilen. Einmal in der Woche übernehmen jedenfalls die Großeltern, und dann geht er mit seiner Frau in den Rock' n'Roll- und Boogie-Verein in Tulln tanzen. (Astrid Kuffner, DER STANDARD, 4.2.2015)