Kinder auf der Flucht: "Malka Mai" im Dschungel.

Foto: Ani Antonova

Im Jugendroman Malka Mai (2001, Verlag Beltz & Gelberg) führt die deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Pressler die blanke Not von Menschen auf der Flucht vor Augen. Das Buch zeigt, wie hilflos der Einzelne einem übermächtigen System gegenübersteht und wie sehr das Leben eines Individuums vom Willen (und Mut) eines anderen Individuums abhängen kann. Davon handeln Migrationsgeschichten noch immer.

Malka Mai basiert auf den Erinnerungen eines jüdischen Mädchens im von den Nazis besetzten Polen 1943, das mitsamt seiner Mutter und der älteren Schwester vor den NS-Schergen nach Ungarn flieht. Die Flucht über die Berge, übereilt und von Angst geprägt, gelingt nicht ganz, denn die siebenjährige Malka wird ernsthaft krank und muss bei einem Müller zurückbleiben.

Nika Sommeregger macht in ihrer Inszenierung die Trostlosigkeit mit einfachen Mitteln sichtbar: Der Wald besteht aus blattlosen, kahl-weißen Baumstämmen, die schnell auch den Anschein von Gefängnisgitterstäben haben (Bühne: Peter Ketturkat). Drei Schauspielerinnen teilen sich sämtliche Rollen im fliegenden Wechsel untereinander auf, um das Leid der einen Figur in der jeweils anderen zu spiegeln und klarzumachen: Jede könnte Malka sein. Allerdings verharrt das Spiel manchmal zu lang in bedeutungsvollen Posen, das wirkt dann auch betulich. Ab zwölf Jahren. (afze, DER STANDARD, 4.2.2015)