Innsbruck - Zumindest nach landeseigener Berechnung hat Tirol nun doch noch fristgerecht geliefert: Die "ominöse Asylquote" (Landesrätin Christine Baur, Grüne) werde jetzt auch vom langjährigen Unterbringungsschlusslicht unter den Bundesländern erfüllt. Nun müsse die "unselige Debatte" darüber (Landeshauptmann Günther Platter, ÖVP) aber endlich beendet werden.

Laut Landesregierung bietet Tirol derzeit rund 2800 Flüchtlingen Quartier, 200 weitere Betten sollen bereits in den kommenden Wochen zur Verfügung stehen und insgesamt 1000 zusätzliche Plätze bis Ende des Jahres geschaffen werden. Nun dürfe es nicht mehr um Zahlen gehen - sondern um Menschen, verbesserte Betreuung, Integration und eine Beschleunigung der Asylverfahren, sind sich Platter und Baur einig.

Innenministerium bestätigt Quote noch nicht

Dabei bleiben einige Fragen offen: Ob die unliebsame Quote in Tirol nun tatsächlich erfüllt wird, will man im Innenministerium noch nicht bestätigen. "Wir haben aktuell keine validen Daten", sagt Sprecher Karl-Heinz Grundböck. Durch die Flut an Meldungen der vergangenen Tage gebe es derzeit eine Differenz zwischen den rapportierten Plätzen und den tatsächlichen Belegungen, die für die Quotenberechnung herangezogen werden. Erst Ende dieser Woche sei das Datenmaterial wieder am neuesten Stand.

Derzeit auch noch völlig unklar ist, was mit der Flüchtlingsunterkunft am Bürglkopf im Tiroler Fieberbrunn geschehen soll. Das Quartier liegt auf fast 1300 Metern Seehöhe in den Kitzbüheler Alpen, rund zehn Kilometer vom Dorfkern und 115 Kilometer von Innsbruck entfernt. Vertreter von Flüchtlingshilfsorganisationen bezeichnen das Heim als "Straflager" und kritisieren seit langem die dortige Versorgung; Landesrätin Baur selbst hatte es vor mehr als einem Jahr aufgrund der Abgeschiedenheit schließen lassen.

Bundesheim in Tiroler Quote

Seither ist die Flüchtlingsunterkunft eine Bundesbetreuungseinrichtung und dient als Außenstelle der Erstaufnahmezentren Thalham und Traiskirchen. Rund 120 Menschen sind dort derzeit untergebracht - und das teilweise über mehrere Monate, wie Flüchtlingshelfer beanstanden. Die Plätze des Bundesheims werden in der Quotenberechnung dem Land Tirol zugerechnet.

Das Innenministerium würde einer seit langem geforderten endgültigen Schließung zustimmen. Grundböck verweist aber auf das Land Tirol, das zuvor anderweitig Unterbringungsplätze für die Flüchtlinge finden müsse. Ob das nun im Zuge der diesjährigen Herbergssuche geschehen wird, will Baur nicht klar beantworten. Man arbeite an einer gemeinsamen Lösung mit dem Ministerium, heißt es aus ihrem Büro. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 4.2.2015)