"Pro und Contra" auf Puls 4: >>> Die Sendung zum Nachsehen.

Screenshot: Puls 4

Die interessanteste Erzählung über den montägigen Pegida-Aufmarsch in der Wiener Innenstadt steuerte eine junge Frau mit Migrationshintergrund bei. Sie saß im Publikum von "Pro und Contra", der Diskussionssendung von Puls 4.

Sie sei mit Freundinnen essen gegangen: Mädchen, die als Muslimas erkennbar waren. Beim Verlassen des Lokals seien sie von Pegida-Demonstranten mit dem Kopfabreißen bedroht worden. Und siehe da, es schlug wiederum die Stunde von Georg Immanuel Nagel, dem Pegida-Sprecher, der mit Weste und Krawatte ein wenig ungelenk die bürgerliche Mitte darzustellen versuchte. Nagel meinte zu der Frau, er glaube nicht, "dass es so passiert ist".

In der Mitte der Gesellschaft scheint sich jede Menge Platz für Hitler-Grüße zu finden. Zugleich aber ist Nagel das Sprachrohr einer Bewegung, der vorderhand nur wenige Hundert Menschen angehören (wollen). So jung das Rohr ist, so verrostet tönt sein Klang.

"Ich seh’ da nichts!"

Nagel konnte auf den ihm vorgelegten Fotos beim besten Willen keine zum Hitlergruß erhobenen Hände erkennen: "Ich seh’ da nichts!" In Sachen Sehschwäche wollte FPÖ-Funktionär Martin Graf hinter dem Jungaktivisten nicht zurückstehen. Wo dieser Durchblick vermissen ließ, da fügte Graf Selbstgesehenes hinzu. 2000 Rechtsmarschierer wollte er auf der Freyung gezählt haben.

Es tut wenig zur Sache, Herrn Nagel Schwächen in politischer Bildung vorzuhalten. Puls 4 hat viel zur Entzauberung des jungen Mannes beigetragen. Der geistreichste Sager gehörte Moderatorin Corinna Milborn, in Richtung FPÖ: "Sie sind nicht gegen den Islam, sondern gegen den Islamismus? Warum hieß Ihr Slogan dann nicht ‚Dahamismus statt Islamismus‘"? (Ronald Pohl, DER STANDARD, 4.2.2015)