Washington - Fast ein Jahr nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch bricht Ex-Regierungschef Mykola (Nikolaj) Asarow sein Schweigen zu den blutigen Maidan-Protesten. Der in Russland im Exil lebende 67-Jährige schildert in seinem Buch "Ukraina na pereputje" (Ukraine am Kreuzweg) seine Sicht auf den Machtwechsel in der Ex-Sowjetrepublik.

Die Moskauer Zeitung "Komsomolskaja Prawda" veröffentlichte am Dienstag im Voraus Auszüge aus dem Buch. Darin wirft Asarow den USA vor, sich bereits zu seiner Amtszeit massiv in die inneren Belange der Ukraine eingemischt und letztlich auch den Umsturz im Februar 2014 gesteuert zu haben.

Instruktionen aus der US-Botschaft

Die Anführer der damaligen Proteste auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew hätten sich ihre Instruktionen direkt aus der US-Botschaft abgeholt, schreibt Asarow. Der Politiker wurde im Jänner vor einem Jahr von Janukowitsch entlassen, nachdem es auf dem Maidan die ersten beiden Toten gegeben hatte. Bis heute sei nicht geklärt, wer die Männer erschossen habe - als "sakrale Opfer" für eine Revolution.

In seiner Schilderung einzelner Phasen der Maidan-Proteste wirft Asarow den Organisatoren des Umsturzes zudem vor, Scharfschützen eingesetzt zu haben, die gezielt auf Demonstranten und Polizisten geschossen hätten, um die Lage eskalieren zu lassen. Die Morde habe die neue, von der EU und den USA unterstützte Führung bis heute nicht aufgeklärt. "Fast ein Jahr ist seit diesen fürchterlichen, in der neueren Geschichte der Ukraine nie da gewesenen Ereignissen vergangen (...) Warum schweigt der Westen?" fragt Asarow in dem Buch.

Dem ebenfalls nach Russland geflüchteten Ex-Präsidenten Janukowitsch wirft Asarow politische Schwäche und Unentschlossenheit vor, die der Westen ausgenutzt habe, um ihn zu stürzen. Der damalige Staatschef habe sich am Ende direkten Drohungen von US-Vizepräsident Joe Biden sowie den Forderungen der Opposition und des Westens gebeugt. Die USA hätten ihn damals auch selbst aufgefordert, den Platz freizumachen für den heutigen Regierungschef Arseni Jazenjuk, schreibt Asarow.

Die Ukraine hat den geflüchteten Asarow per Haftbefehl zur Fahndung ausgeschrieben. Er steht zudem auf der Sanktionsliste des Westens. Janukowitsch war Ende Februar nach einem Blutbad mit Dutzenden Toten auf dem Maidan nach Russland geflüchtet. (APA, 3.2.2015)