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Italiens zwölfter Staatspräsident: Sergio Mattarella (links im Bild)

Foto: AP/Tarantino

Rom - Das Faible der Italiener für Fußball ist berühmt: Schon der TV-Unternehmer Silvio Berlusconi stieg im Februar 1994 nicht einfach in die Politik ein, sondern "betrat das Spielfeld"; und gute zwei Jahrzehnte später gelobte Sergio Mattarella am Dienstag in Rom, als neuer Staatspräsident allen Italienern ein "unparteiischer Schiedsrichter" sein zu wollen. Dies könne aber nur funktionieren, wenn die Spieler - sprich: die Politiker - sich selbst fair und korrekt verhielten. Der tosende Applaus der allermeisten Parlamentarier war ihm sicher.

Immer wieder Applaus

Auch sonst kam Mattarella kaum dazu, seine halbstündige Antrittsrede an alle Bürger der Nation einfach so zu verlesen: Insgesamt 42-mal wurde er durch Applaus unterbrochen - etwa als er ein "liberales und solidarisches Italien" und die Umsetzung von Reformen forderte, die seit Jahrzehnten auf sich warten lassen.

Zu den vordringlichsten Vorhaben von Regierung und Parlament gehörten, so Mattarella, die Konsolidierung der Staatsfinanzen (bei Staatsschulden von über 2100 Milliarden Euro ein in weiter Ferne liegendes Ziel und nur mit eiserner Budgetdisziplin zu erreichen) sowie intensive Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur. Das neue Staatsoberhaupt machte damit - wenig überraschend - deutlich, dass er den Regierungskurs des Sozialdemokraten Matteo Renzi unterstützt.

Ein wiederkehrendes Schlagwort in Mattarellas Rede war die "Hoffnung", die der jungen Generation zustehe: Er werde alles dafür tun, die Einhaltung der Verfassung zu garantieren und damit auch das Prinzip der Chancengleichheit für die Jugend, sei es in Ausbildung oder Beruf. "Italien muss einen Horizont der Hoffnung wiederfinden."

Gegen Mafia und Terror

Wie schon seit den 1980er-Jahren kündigte Mattarella an, sein politisches Tun auch weiterhin ganz dem Kampf gegen Terrorismus, Faschismus, Mafia und Misswirtschaft widmen zu wollen. "Die Korruption hat ein unerträgliches Ausmaß erreicht", kritisierte der 73-Jährige. Mattarellas Bruder Piersanti, Präsident der Region Sizilien, war 1980 von der Cosa Nostra ermordet worden. "Die Mafia ist ein Krebsgeschwür", wetterte Mattarella. Italiens Polizei und Justiz müssten jetzt noch entschlossener als zuletzt gegen das organisierte Verbrechen vorgehen.

Mattarella übernahm als zwölfter Staatspräsident der italienischen Republik das Amt vom 89-jährigen Giorgio Napolitano. (gian, DER STANDARD, 4.2.2015)