Ayurveda fühlt sich nicht nur gut an, sondern wirkt offenbar tatsächlich. Die moderne Neurowissenschaft erklärt, warum.

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Wien – Mohamed Khalifa ist Heilmasseur. Er hat sich auf die Behandlung von Kreuzbandrissen spezialisiert. In der konventionellen Medizin ist in einem solchen Fall eine Operation unumgänglich. Bei Mohamed Khalifa reicht die Berührung. Am Massagebett liegt die Salbe, damit reibt er das defekte Knie ein, drückt und knetet, zieht und schiebt. "Das Problem ist nicht das Knie", sagt Khalifa. "Das Problem ist der Stoffwechsel."

Wissenschaftlich belegbar

Die Tatsache, dass Patienten nach Behandlungen bei Khalifa fröhlich von dannen zu hüpfen pflegen, hätte man früher in die Kategorie "Wunderheilung" gereiht. Die Dokumentation "Heilen jenseits der Schulmedizin", am Mittwoch, 21.05 Uhr auf 3sat, zeigt, dass bisher als unergründlich geltende Wege der Genesung mit neuen Messverfahren wissenschaftlich belegbar sind. Khalifas Spezialgriffe mobilisieren offenbar Stammzellen, das haben Labormediziner herausgefunden. Weitere Hinweise deuten darauf hin, dass Informationsprozesse im Gehirn eine Rolle spielen.

Nach dem Buch Weißbuch "Heilung" und der Doku "Wunderheilung" begibt sich der Wissenschaftsjournalist Kurt Langbein neuerlich auf die "schiefe Bahn" der Komplementärmedizin. "Die moderne Neurowissenschaft findet Jahr für Jahr mehr Erklärungen für so genannte Wunderheilungen", sagt Langbein im STANDARD-Gespräch. In der Doku zeigt er Erfolge bei schweren Erkrankungen, etwa Bauchspeicheldrüsenkrebs und Morbus Crohn. Er reist nach Benin zu Voodoo-Heilern, besucht Ayurveda-Praxen und befragt Neurobiologen. Die Wirksamkeit mancher Verfahren sei belegt, sagt Langbein. Yoga etwa verstärke die Widerstandskräfte, Ayurveda habe sich bei Migräne als hilfreich erwiesen.

Scharlatane erkennen

Langbein hat selbst eine Krebserkrankung hinter sich. Er setzte auf konventionelle Strahlentherapie, onkologische Psychotherapie, Mistel- und Fiebertherapie. Der Journalist und Autor ist "überzeugt, dass es kein Rezept für die Heilung gibt, sondern individuelle Konzepte".

Und wie erkennt man Scharlatane? "Nicht selten ist man Scharlatanerie auch in der Schulmedizin ausgesetzt", sagt Langbein. Vorsicht sei aber geboten, "wenn jemand ein Heilsversprechen abgibt, seinen eigenen Ansatz als alleinigen Heilsbringer anpreist und Honorarvorstellungen übemäßig sind." Den richtigen "Heiler" zu finden, sei eine "Frage des Vertrauens". (prie, DER STANDARD, 4.2.2015)