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Ausverkauf bei Karstadt: Künftig will die angeschlagene deutsche Warenhauskette mit weniger Personal mehr Kunden anlocken.

Foto: reuters/FABRIZIO BENSCH

Sechs der 83 Filialen werden geschlossen, somit fallen 350 Arbeitsplätze weg. Diese Sparmaßnahmen der angeschlagenen deutschen Warenhauskette Karstadt sind schon seit Längerem bekannt. Doch nun sickert durch, wo der Tiroler Immobilienunternehmer und Karstadt-Eigentümer René Benko noch den Rotstift ansetzen will.

Mehrere deutsche Medien zitieren aus einem "Geheimpapier", in dem vor allem Einsparungen beim Personal aufgelistet sind. So soll die Zahl der Vollzeitstellen bis 2016 um 1271 auf 8170 reduziert werden. Damit würde beim Sanierungsfall Karstadt, den Benko vor einem halben Jahr um einen Euro übernommen hat, jede zehnte Stelle gestrichen und die Personalkosten um 64 Millionen Euro auf 308 Millionen Euro gesenkt werden.

Angebote für Altersteilzeit

Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" berichtet, dass das Management Angebote für Altersteilzeit und Abfertigungen plane. Zudem sollen Mitarbeiter verstärkt die Möglichkeit nutzen, schon mit 63 Jahren in Pension zu gehen.

Im Gespräch ist laut "Süddeutscher Zeitung" auch eine Degradierung von Mitarbeitern. Bis zu 1100 Beschäftigte könnten in neue "Warenservice-Teams" wechseln. Sie würden dann vor allem Ware auspacken und Regale einräumen. Hintergrund der Überlegung zur Umschichtung: Diese Mitarbeiter könnten nur noch nach den Tarifen der Logistikbranche bezahlt werden, und diese sind deutlich niedriger als jene für Verkaufspersonal.

300 Euro Verlust

Rund 300 Euro pro Monat würden Mitarbeiter in den Warenservice-Teams verlieren, rechnet die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vor. Arno Peukes, Verdi-Vertreter im Aufsichtsrat von Karstadt, warnt vor einem Personalabbau: "Wenn der Kunde weiter im Mittelpunkt stehen soll, darf man keine weiteren Beschäftigten entlassen." Pläne für eine Bezahlung nach Tarifen der Logistikbranche hat ein Anwalt von Karstadt jedoch dementiert.

Karstadt kämpft seit Jahren mit sinkenden Umsätzen. Auch im Weihnachtsgeschäft blieben die Umsätze vor wenigen Wochen hinter denen des Vorjahres zurück. Seit 2009 hat die Warenhauskette sieben Millionen Kunden verloren.

Die verbliebenen werden künftig noch weniger Mitarbeiter zu Gesicht bekommen. Denn als "Grundbesetzung" ist nur noch ein Mitarbeiter pro Etage vorgesehen. Karstadt-Vertriebschef Thomas Wanke hat kürzlich in einem Mitarbeitermagazin erklärt, Wettbewerber wie Kaufhof erzielten "bei deutlich höherer Produktivität bessere Ergebnisse als wir". (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 4.2.2015)