Die Fans lieben Jan Böhmermanns bissigen Humor. Das Feuilleton sieht ihn als würdigen Nachfolger von Harald Schmidt.

Foto: ZDF/Jens Oellermann

"Neo Magazin Royale": Jan Böhmermann für ZDF neo.

Kabarettube

Wien - Ist es eine Ehre, wenn ein Moderator als "die Grande Dame der Fernsehunterhaltung" bezeichnet wird? Für Jan Böhmermann vermutlich schon. Und wahrscheinlich hat er auch kein Problem, wenn seine neue Show laut Pressetext mit Gästen aufwartet, "von denen das Dschungel-Camp nur träumen kann". Böhmermann wird das gefallen, denn er hat ein Faible für abgegriffene Schlagworte. Die Allgemeinplätze der Unterhaltung sind sein Metier. Auf ihnen kennt er sich aus, hier fühlt er sich daheim.

Wie Markus Lanz

34 Folgen des "Neo Magazin Royale" sind ab Donnerstag wöchentlich um 22.15 Uhr im Spartenkanal ZDF Neo zu sehen. 28 Ausgaben in drei Staffeln hat er bereits hinter sich, und weil er sich im Nischenfernsehen wacker hielt, wurde er mit der Premiumkategorie belohnt. Fortan wird die Show freitags im ZDF-Hauptfernsehen wiederholt, um Mitternacht zwar, aber immer noch exquisit genug, so dass Böhmermann ihr den Zusatz "Royale" verpasste.

Seinen Traum hat das zweite deutsche Fernsehen damit nicht erfüllt, denn Böhmermann wollte eine Late-Night-Show im Stil von Markus Lanz. Der Vergleich mit Markus Lanz gehört in die Kategorie jenes Böhmermann-Schmähs, den man erst einmal verstehen muss, ehe man sich daran freuen kann.

Parodie-Serie

Das ist nicht selbstverständlich, wie einige Beispiele seiner Schaffensbilanz zeigen: In einer Parodie-Serie spielte er den Fußballer Lukas Podolski, dem er das Zitat "Fußball ist wie Schach – nur ohne Würfel" in den Mund legte. Der Kicker klagte den Sender WDR. Zu viele hielten die Aussage für echt.

2009 narrte er Journalisten, als er bei einer Pressekonferenz den "Ersten Türkischen Karnevalsverein Deutschlands" präsentierte. In der Autorenreihe "16xDeutschland" veralberte Böhmermann einen Museumsexperten und ließ einen Rathausportier allzu frei von der Leber weg schimpfen. Einen Youtuber beleidigte er und bekam unter "#Böhmergate" wütende Tweets. Ein öffentliches Wortgefecht entwickelt sich eben mit Rapper Haftbefehl. Ironie ist ein schweres Geschäft.

Als Schmidt-Nachfolger gehandelt

Wohingegen das Feuilleton glaubt, ihn zu begreifen und ist hingerissen, handelt Böhmermann schon als Nachfolger von Harald Schmidt. Die "Süddeutsche Zeitung" nannte ihn etwa den "vielleicht stärksten Repräsentanten des postschmidtschen Unterhaltungszeitalters". Als Schmidt auf Sat.1 startete, war Böhmermann 14 Jahre. Später brach er Studien ab und erhielt Absagen mehrerer Schauspielschulen. Fuß fasste er beim experimentierfreudigeren WDR, der ihm weitere Ausflüge ins Ironiefach ermöglichte.

Den Durchbruch schaffte er mit "Roche & Böhmermann". 2013 wurde die Zusammenarbeit aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zwischen ihm und Charlotte Roche beendet. In der Anarchocomedy "Was wäre wenn?" geigten Katrin Bauerfeind, Palina Rojinski und Jan Köppen auf RTL ordentlich auf. Das ging allerdings etwas daneben. Zuschauer, die von ihrem Sender Deutschand sucht den Superstar und Bachelor erwarten, können mit Satire nicht viel anfangen.

Er selbst ist offenbar weiter: 2017 übernehme er die Moderation von "Wetten, dass..?". Darauf ließen sich Wetten abschließen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 4.2.2014)