Kiew - Zwischen 250 und 1.000 Vertreter des Militärgeheimdienstes GRU und andere russische Offiziere hielten sich nach NATO-Schätzungen Mitte Jänner 2014 in der Ostukraine auf. Die NATO widerspricht damit deutlich höheren Angaben der Ukraine. Dies folgt aus einem Anfang der Woche veröffentlichten Bericht von US-Thinktanks, auf dessen Grundlage zuletzt über Waffenlieferungen an Kiew nachgedacht wurde.

Das westliche Verteidigungsbündnis gehe davon aus, dass die russische Armee über 8 oder 9 taktische Gruppen in Bataillonsstärke und 50.000 Soldaten unweit der ukrainischen-russischen Staatsgrenze auf der russischen Seite verfüge, heißt es im gemeinsamen Bericht von Atlantic Council, Brookings Institution und The Chicago Council on Global Affairs: "Die NATO vertritt jedoch die Position, dass zum Stand vom 12. Jänner keine eigenständigen Einheiten der russischen Armee in der Ostukraine tätig waren."

Berater und Trainer

Jene 250 bis 1.000 Angehörigen des russischen Militärgeheimdienstes GRU sowie andere russische Militärs, die sich nach NATO-Schätzungen in der Ostukraine aufhielten, dienten als Berater und Trainer für die Separatisten, auch für sogenannte "Freiwillige" aus Russland. Zudem seien, so der Bericht, diese Offiziere aus Russland damit beschäftigt, jene komplizierteren Geräte zu bedienen, die Russland in den Donbass geliefert habe. In den vergangenen Wochen (vor dem 12. Jänner, Anm.) habe die NATO massive russische Lieferungen von Panzern, gepanzerten Mannschaftstransportwagen, Artillerie und Luftabwehrsystemen beobachten können. Bemühungen, diese Bewegungen zu verhüllen, hätten im Vergleich zu früher deutlich abgenommen.

Die Berichtsautoren verweisen gleichzeitig zwei Mal auf diese großen Einschätzungsunterschiede zur Präsenz regulärer russischer Truppen - dies sei, so heißt es, die größte Diskrepanz bei jenen Informationen, die NATO und Kiew zur Verfügung gestellt habe. Ukrainische Gesprächspartner hätten laut Bericht von 5.000 bis 10.000 Angehörigen russischer Streitkräfte in der Ostukraine gesprochen. Insgesamt sei von 36.000 pro-russischen Kämpfern die Rede gewesen, die 34.000 Ukrainern (zum Stand vom 12. Jänner, Anm.) entlang der sogenannten Kontaktlinie in der Ostukraine gegenüberstünden. (APA, 3.2.2015)