Abuja/N'Djamena - FIm Kampf gegen die Extremistengruppe Boko Haram ist die tschadische Armee erstmals auf das Gebiet Nigerias vorgedrungen. Nach tagelangen Luftangriffen auf Stellungen der islamistischen Rebellen in der Grenzstadt Gamboru überquerten am Dienstag rund 2000 tschadische Soldaten von Kamerun die Brücke über den Grenzfluss nach Nigeria. Artilleriebeschuss

Auch an der Grenze zwischen dem Niger und Nigeria wurden tschadische Truppen zusammengezogen. Etwa 2.000 Infanteristen überquerten in gepanzerten Fahrzeugen nach heftigen Luftangriffen und die Brücke, die von der kamerunischen Grenzstadt Fotokol nach Gamboru führt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Es war das erste Mal, dass tschadische Soldaten im Kampf gegen Boko Haram auf nigerianisches Gebiet vordrangen. In den vergangenen drei Tagen hatten sie Stellungen der Extremisten in Gamboru mit Artillerie beschossen und aus der Luft bombardiert.

Französische Flugzeuge im Einsatz

Die nigerianische Armee, der Ineffizienz im Kampf gegen Boko Haram vorgeworfen wird, hatte bereits am Montag die Rückeroberung der Stadt verkündet. Die Luftangriffe der tschadischen Armee dauerten dennoch bis zum Dienstagvormittag. Nach deren Einmarsch in Gamboru war kein Geschützfeuer mehr zu hören. Einwohner von Fotokol sagten, die Truppen würden von geflohenen Einwohnern aus Gamboru geführt, die "jede Ecke" der Stadt kennen würden.

Aus französischen Armeekreisen verlautete, französische Militärflugzeuge unterstützten die kamerunischen und tschadischen Truppen durch Aufklärungsflüge. Die Informationen würden direkt an die am Kampf gegen Boko Haram beteiligten Länder geliefert. Die in Fotokol stationierten kamerunischen Truppen blieben in ihren Stellungen, um den Schutz der Grenzstadt zu sichern, nachdem Boko Haram bereits wiederholt nach Kamerun eingedrungen war.

An der Grenze zwischen dem Niger und Nigeria seien rund 400 Militärfahrzeuge und Panzer gegenüber den nigerianischen Ortschaften Mamori und Bosso in Stellung gegangen, berichtete der Radiosender Anfani. Sie seien nur durch den Fluss Komadougou Yobé von Nigeria getrennt. Die Region im Nordosten Nigerias ist eine der Hochburgen von Boko Haram.

Die jüngste Offensive erfolgt kurz vor der Präsidentenwahl am 14. Februar, bei der Staatschef Goodluck Jonathan auf eine Wiederwahl hofft. Der Präsident entging am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung im Stadion von Gombe knapp einem Selbstmordanschlag. Wenige Minuten nachdem Jonathan das Stadion verlassen hatte, sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Bisher bekannte sich niemand zu dem Anschlag, doch fiel der Verdacht auf Boko Haram.

Die Extremistengruppe kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit 2009 tötete sie bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen rund 13.000 Menschen. Boko Haram hat in den vergangenen Monaten im Nordosten Nigerias mehrere Grenzstädte besetzt, was auch die Nachbarstaaten in Unruhe versetzt hat. Auf dem Gipfel der Afrikanischen Union (AU) wurde am Wochenende deshalb die Einrichtung einer 7.500 Mann starken Eingreiftruppe beschlossen. (APA, 3.2.2015)