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Zweimal musste diese Familie vor Boko Haram flüchten.

Foto: Reuters/Sotunde

Fotokol - Einen Tag nach einer Offensive der tschadischen Armee im Nordosten Nigerias hat die Islamistengruppe Boko Haram in der kamerunischen Grenzstadt Fotokol ein Massaker verübt. Etwa 70 Einwohner und sechs Soldaten seien dort am Mittwoch getötet worden, verlautete aus Sicherheitskreisen.

Am Dienstag waren bei den ersten Gefechten der tschadischen Armee gegen Boko Haram auf nigerianischem Boden nach Militärangaben etwa 200 islamistische Kämpfer getötet worden.

Zweitausend Soldaten im Einsatz

Bei den Kämpfen mit Soldaten aus dem Tschad und Kamerun seien am Mittwoch auch zahlreiche Boko-Haram-Kämpfer getötet worden, sagte ein Vertreter der kamerunischen Sicherheitskräfte in Fotokol. Die tschadische Armee war am Dienstag erstmals von Kamerun aus auf nigerianisches Territorium vorgedrungen, um die Islamisten zurückzudrängen. Nach tagelangen Luftangriffen auf mutmaßliche Stellungen der Rebellen in Gamboru überquerten etwa 2000 Soldaten den Grenzfluss.

In der wenige hundert Meter von Fotokol entfernten Grenzstadt tötete die Armee nach eigenen Angaben etwa 200 Boko-Haram-Kämpfer. Wie der tschadische Generalstab am Mittwoch mitteilte, starben bei den Kämpfen auch neun Soldaten.

Gegenoffensive

Die Islamisten flohen anschließend über die Grenze nach Kamerun und starteten dort eine Gegenoffensive. Einwohner berichteten, Boko-Haram-Kämpfer hätten Zivilisten die Kehle durchgeschnitten und die Hauptmoschee von Fotokol in Brand gesetzt. "Sie zündeten Häuser an und töteten Zivilisten und Soldaten", hieß es aus Sicherheitskreisen. Nach mehrstündigen Gefechte mit der kamerunischen Armee und tschadischen Soldaten kehrte allmählich Ruhe in Fotokol ein.

Die beiden Grenzstädte sind durch eine 500 Meter lange Brücke voneinander getrennt. Von einigen nigerianischen Grenzdörfern bei Gamboru aus ist der Übergang nach Fotokol einfach.

Der nigerianischen Armee gelang es bisher nicht, den Vormarsch von Boko Haram im Nordosten des Landes zu stoppen. Zuletzt drangen die Extremisten auch vermehrt auf kamerunisches Gebiet vor. Kamerun und der Tschad schickten daher Truppen zur Bekämpfung der Rebellengruppe, um eine Ausbreitung des blutigen Konflikts zu verhindern.

Auch an der Grenze zwischen Niger und Nigeria bezogen tschadische Truppen Stellung. Ein Kontingent von etwa 400 Armeefahrzeugen und Panzern sei zwischen den ostnigrischen Ortschaften Mamori und Bosso stationiert, berichtete der nigrische Radiosender Anfani. Nur der Fluss Komadougou Yobé trennt die beiden Orte von Nigeria. Die Region im Nordosten Nigerias ist eine der Hochburgen von Boko Haram.

Frankreich ist in der Region mit etwa 4.500 Soldaten der sogenannten Operation Barkhane militärisch sehr präsent. Den tschadischen Armeeeinsatz unterstützt Paris unter anderem durch Luftüberwachung.

Die jüngsten Offensiven erfolgen kurz vor der nigerianischen Präsidentschaftswahl am 14. Februar, bei der Staatschef Goodluck Jonathan auf eine Wiederwahl hofft. Der Präsident entging am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung im Stadion von Gombe nur knapp einem Attentat.

Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 13.000 Menschen. Beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union wurde am Wochenende die Einrichtung einer 7.500 Mann starken Eingreiftruppe beschlossen. (APA, 4.2.2015)