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Perfektionismus in Grammatik und Rechtschreibung: Das treibt auch so manchen Wikipedia-Nutzer an.

Foto: DPA/Weigel

Es gibt viele Gründe, warum Menschen freiwillig ihre Freizeit in die Verbesserung von Wikipedia stecken: Einige mögen es, mehr über diverse Themengebiete zu erfahren. Andere wollen einen Beitrag zu mehr Wissen leisten oder genießen es, von Millionen Nutzern gelesen zu werden. So weit, so nachvollziehbar. Dann gibt es wiederum Autoren, deren Motive selbst in der Wikipedia-Gemeinde nicht ganz verstanden werden. Einer davon ist Bryan Henderson alias "Giraffedata". Er hat bislang mehr als 47.000 Edits vorgenommen – bei allen geht es um denselben grammatikalischen Fehler.

Die Phrase ist "Quatsch"

Henderson stört sich nämlich an der zunehmenden Verbreitung der Phrase "comprised of", was sich grob mit "bestehend aus" übersetzen lässt. Henderson würde dieser Übersetzung widersprechen: Für ihn ist "comprised of" einfach "Quatsch", wie er auf einer Wikipedia-Seite ausführlich erklärt. Dort listet er auch zahlreiche Gründe dafür auf, ebenso nennt er Alternativen. Sein Ziel: Wikipedia komplett von der Phrase befreien.

Wikipedia-Gründer überzeugt

Dafür nutzt der IBM-Angestellte ein selbstgeschriebenes Programm, das ihm alle Artikel mit "comprised of" anzeigt. Link für Link arbeitet er dann ab, laut "Backchannel" braucht er dafür zwischen zehn Sekunden und einer Minute. Zahlreiche Beschwerden folgten: Eine Zeitlang hatte er eine Stalkerin, die jeden Edit wieder auf "comprised of" umbesserte. Selbst bei Wikipedia-Gründer Jimmy Wales wurde interveniert. Der erklärte jedoch: "Giraffedatas Gründe, warum 'comprised of' ein Schwachsinn ist, sind für mich überzeugend."

Superstar in der Community

Laut Maryana Pinchuk und Steven Walling, zwei Angestellten der Wikimedia Foundation, ist Henderson mittlerweile schon so etwas wie ein Superstar in der Wikipedia-Community; auch wenn er zahlreichen anderen Nutzern auf den Geist geht. "Er macht zigtausend Edits zu exakt derselben Sache, aber jeden davon händisch und perfekt auf den Kontext achtend", erklärten die beiden auf der Wikimania-Konferenz. "Kein Bot! Keine Tools!", verkündeten die Wikimedia-Mitarbeiter euphorisch.

"So viel erreicht"

Henderson selbst beteuert, dass ihm die Sache vor allem Spaß mache. "Ich glaube schon, dass ich der Öffentlichkeit damit einen Dienst erweise, aber mir bringt es auch etwas", so Henderson gegenüber "Backchannel". Ob er jemals aufhören wird? "Ich hege keine Pläne aufzuhören – muss es aber wohl irgendwann", sagt Henderson. "Aber es ist schwierig, einer Sache den Rücken zuzuwenden, wenn man schon so viel erreicht hat." (fsc, derStandard.at, 4.2.2015)