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1996 von Anhängern des Predigers Fethullah Gülen gegründet, seit 2006 an der Börse: Bank Asya in der Türkei.

Foto: EPA / Sedat Suna

Ankara/Athen - Sie ist die größte der islamischen Banken der Türkei, und in dieser Woche hat sie der Staat unter seine Obhut genommen: die Bank Asya mit 28,4 Milliarden Lira Einlagen zu ihren besten Zeiten, nach heutigem Umrechnungskurs 10,3 Milliarden Euro. Das war, bevor 2013 der politische Machtkampf im islamischen Lager zwischen dem heutigen Staatschef Tayyip Erdogan und den Anhängern des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen entbrannte. Die Asya war seine Bank, heißt es. Gülens türkischer Ausweis wurde am Dienstag von den Behörden eingezogen. Am selben Tag übernahm die Aufsichtsbehörde TMSF (Fonds zum Schutz der Spareinlagen) die Kontrolle über die Asya.

Ein Jahr Lynchkampagne habe die Bank durchgemacht, hatte der Vorstand schon zuvor geklagt. "Die Bank Asya ist bankrott", verkündete Erdogan im September vergangenen Jahres in einer Rede vor dem Unternehmerverband Tüsiad, mit dem er ebenfalls im Dauerclinch liegt.

Rückzug von Unternehmen

20 Prozent ihrer Einlagen verlor die Bank durch den Rückzug von Unternehmen, die der konservativ-islamischen Regierung nahestehen, allein in den ersten Monaten nach dem ominösen 17. Dezember 2013. Damals ließen Staatsanwälte bei einer Razzia Ministersöhne und Unternehmer verhaften; die Korruptionsermittlungen sollten rasch die Regierung und Erdogans Familie selbst treffen. Der damalige Premier stellte sie als Putschversuch der Gülen-Bewegung dar und rächte sich.

Drei türkische Großbanken mit staatlicher Beteiligung – Halkbank, Ziraat und Vakif – kündigen schon seit längerem an, sie würden ihrerseits islamische Tochterunternehmen aufbauen. Den recht kleinen Marktanteil des islamischen Bankenwesens von fünf Prozent in der Türkei wollen sie damit auf 20 Prozent steigern.

Die seit dem 17. Dezember 2013 zunehmend autoritäre Regierung bekommen auch Privatunternehmen zu spüren. Das Management von Turkcell, dem größten Mobiltelefonanbieter der Türkei, werde von Vertretern der Regierungspartei AKP übernommen, klagen Mitarbeiter, die das Unternehmen nun verlassen. "Aus Turkcell wird Akcell", lautet ein spöttischer Kommentar, der in den Medien und im Internet die Runde macht.

Dass das Unternehmen im Sommer 2014 plötzlich begann, lukrative Werbung in der konservativ-islamischen Regierungspresse zu schalten, war als Signal für das Interesse der politisch Mächtigen an Turkcell verstanden worden. Zwei frühere AKP-Minister und ein hoher Parteifunktionär sitzen bereits seit 2013 im Vorstand. Das war möglich, weil das Unternehmen wegen eines Konflikts zwischen den Anteilseignern – der Çukurova-Gruppe, der russischen Altimo und Telia Sonera – unter staatlicher Teilaufsicht operieren musste. Turkcell-CEO Süreyya Ciliv gab nun Ende Jänner auf. (Markus Bernath, DER STANDARD, 5.2.2015)