"Wir brauchen einen verpflichtenden Ethikunterricht an den Schulen, in dem die europäischen Werte vermittelt und die Kinder und Jugendlichen in diesem Wertesystem sozialisiert werden." So äußern sich Heinrich Neisser und Josef Riegler, zwei überaus honorige ehemalige hohe ÖVP-Politiker, zur Islamdebatte. Und sie argumentieren weiter: "Wichtigstes Kriterium für die Verleihung der Staatsbürgerschaft müsse das vorbehaltlose Bekenntnis zum Wertekanon Europas sein, insbesondere zu einem modernen Frauenbild, zur Gleichberechtigung der Geschlechter und zur Trennung von Religion und Staat".

Kann man nur vollinhaltlich unterschreiben. Aber dann biegen die beiden Herren leider jäh in einen unüberlegten Populismus ab. Das Kopftuchtragen müsse verboten werden. In Europa habe "das Kopftuch als Ausdruck der Ideologie der Ungleichheit von Mann und Frau keinen Platz". Aber "Verbieten" ist keine Lösung, die dem "Wertekanon" Europas" entspricht.

Erstens muss man dann auch den Salafistenbart (Oberlippe frei) verbieten; zweitens muss Europa seine Werte der Liberalität, der Frauenemanzipation etc. durch die Kraft der Überzeugung durchsetzen. Verbieten kann/muss man Symbole wie das Hakenkreuz oder die IS-Fahne. Das Freimachen des Kopfes (weiblich und männlich), der "Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit" kann nur ein Akt der Überzeugung sein. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 5.2.2015)