Paris - Weil er einen früheren Spitzenpolizisten vor einer anstehenden Festnahme gewarnt haben soll, ist der Pariser Kripo-Chef Bernard Petit selbst festgenommen worden. Mehrere Polizisten oder Ex-Polizisten seien wegen der mutmaßlichen Weitergabe von vertraulichen Informationen zu Justizermittlungen in Polizeigewahrsam genommen worden, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Mittwoch in Paris.

Nach Angaben aus Ermittlerkreisen wurden vier Verdächtige festgenommen. Sie sollen den früheren Chef der Polizei-Eliteeinheit GIGN, Christian Prouteau, vor seiner Festnahme im Oktober im Zuge einer Betrugs- und Korruptionsaffäre gewarnt haben.

Informationen aus erster Hand

Die vier Festgenommenen "stehen im Verdacht, Christian Prouteau vor seiner Festnahme Informationen aus erster Hand gegeben zu haben, und zwar nicht nur das Datum seiner Festnahme", hieß es aus Ermittlerkreisen. "Während seines Polizeigewahrsams hat Christian Prouteau ausgesagt, er habe gewusst, dass er verhört werden solle."

Die Untersuchungsrichter ordneten daraufhin Ermittlungen wegen Verrats von Ermittlungsgeheimnissen an. Sie stießen auf zahlreiche Telefonkontakte zwischen Prouteau und dem 59-jährigen Pariser Kripo-Chef Petit sowie den drei anderen Verdächtigen, unter ihnen Petits Büroleiter. Am Dienstag wurde der Sitz der Pariser Kriminalpolizei durchsucht, der nach seiner Adresse 36, Quai des Orfevres benannt ist.

Christian Prouteau ist bei der französischen Polizei eine Legende: Er gründete 1974 die Eliteeinheit GIGN, die zuletzt an der Jagd auf die Attentäter auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" beteiligt war. 1982 organisierte er den Personenschutz für den damaligen Staatschef François Mitterrand neu.

Im vergangenen Oktober wurde gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Er hat Verbindungen zu einem polizeibekannten Betrüger, gegen den wegen des Verdachts ermittelt wird, gegen Bezahlung Aufenthaltsgenehmigungen für Ausländer in Frankreich organisiert zu haben. (APA, 4.2.2015)