Die Sendung zum Nachschauen hier.

Screenshot

Natürlich war einst alles schlechter. Allerdings galt es der Hommage zum 40. Geburtstag der "ZiB 2" leicht wehmütig zu entnehmen: Zumindest der Umgang mit der TV-Ressource Zeit war im ORF bisweilen noch sympathisch, da offenbar verschwenderisch.

Lou Lorenz-Dittlbacher und Armin Wolf hörten bei der kurzen Erinnerungssendung denn auch womöglich ein wenig neidvoll Zeitzeugen wie Günther Ziesel erzählen: Ja, ihr Lieben, die "ZiB 2" konnte 50 Minuten oder auch zwei Stunden dauern. Etwa beim Einsturz der Reichsbrücke. Nein, die Formulierung "Open End" löste am Küniglberg keine echten Panikattacken aus. Es würde halt der "Club 2" wieder einmal um Mitternacht beginnen.

Natürlich dürstete es den Zeitgeist schon damals nach Auflockerung. Es galt, den Wandel vom Nachrichtendiktat zu lebendiger Präsentation zu vollziehen. Diese Revolution führte am "Weltmilchtag" gar eine schöne echte Kuh ins "ZiB 2"-Studio. Auch wenn Wolf mit einem stolzen Styroportierchen (aus dem ORF-Fundus) zu Recht an diese Sternstunde erinnerte, sei es gestattet, ein anderes "ZiB 2"-Verdienst nicht minder zu loben. Besagte Errungenschaft, die Entwicklung eines dynamischen Interviewformats, wirkt nach wie vor als heilsame Demokratiekur.

Wenn etwa Wolf seinen Fragengriller anwirft, weckt das nicht nur Erinnerungen an "ZiB 2"-Meister Robert Hochner. Es zeigt auch Gästen, wie unangenehm die Folgen einer Antwortverweigerung sein können. Man duftet hernach streng nach Demokratieverweigerung. Die schönsten Stronach-Beispiele sind noch hochlebendig – als Glanzmomente der Selbstentzauberung, ermöglicht nur durch die "ZiB 2". (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 4.2.2015)