Endlich Zeit für ein Wochenende außerhalb der Großstadt. Typisch für Spanien: Wenn zwei fahren, kommen viele Dritte. Also geht es samt Schwiegerfamilie an einem Samstagmorgen an die Costa Brava, nach Sant Feliu de Guixols. Sant Feliu ist für die Barceloner ein beliebter Zufluchtsort: weit genug weg von der Stadt, aber nah genug für spontane Ausflüge mit Familie oder guten Freunden.

Nach einer Stunde Autofahrt mit Schwiegereltern, quengelndem Neffen und bellendem Hund kamen wir gegen 9 Uhr morgens an, und es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Die meisten Leute schliefen wahrscheinlich noch oder sind für den Winterschlussverkauf nach Barcelona gefahren. Doch wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Wer kann sich vorstellen, im Jänner im Meer zu schwimmen?

Foto: Johanna Hofbauer

Wir steckten noch kältescheu unsere Füße ins Wasser, während ein älteres Ehepaar in voller Montur den Strand betrat: bereits im Bademantel, darunter der Badeanzug oder die Badehose und eine riesige Badetasche mit Kleidung für danach. Drei Stunden lang haben wir mit dem Hund gespielt, uns das Salzwasser um die Knöchel spülen lassen und die Sonne genossen. Ich liebe Spanien, nur hier kann man auch im Winter einen kurzen Sommerurlaub machen.

Seeigel und katalanischer Sekt

Das beste an der Costa Brava im Winter ist allerdings die Seeigelsaison! Von Jänner bis April kann man in der gesamten Empordá, einer sehr empfehlenswerten Weinregion Kataloniens direkt an der Küste, herrliche Seeigel genießen. Die Kommerzialisierung der kleinen Stacheltiere ist stark geregelt und nur professionellen Fischern vorbehalten.

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Foto: AP/Ivan Tortorella

Für den kulinarischen Genuss schneidet man die Seeigel horizontal in der Mitte in zwei Teile. Vorsicht: Die nächste Information ist nichts für sensible Mägen. Das, was wir essen, sind die Geschlechtszellen, die sogenannten Gonaden der Tierchen. Normalerweise bestellt man einen Teller Seeigel für den kompletten Tisch mit einem Glas Cava für jedermann. Das Fleisch der Meerestiere ist sehr zart, flaumig und hat einen maritimen Geschmack. Eine köstliche Vorspeise! Das Mittagessen um zwei Uhr haben wir anschließend mit traditioneller Paella und einer Flasche Wein vollendet. Wir waren sattgegessen und glücklich, und es war noch genügend Sonnenlicht für einen ausgiebigen Spaziergang an der Strandpromenade ganz ohne Touristen.

Am schönsten außerhalb der Saison

Am Nachmittag sind wir ganz diskret ins benachbarte Platja d’Aro gefahren und haben im Winterschlussverkauf das Geld ausgegeben, was uns von Weihnachten noch übrig geblieben war. Die Costa Brava ist immer noch außerhalb der Saison am schönsten. Man trifft nur auf Einheimische, der Strand ist leer, und die Restaurants sowie Freizeitaktivitäten hat man komplett für sich. Die leckeren Seeigel sind nur ein Grund, warum man zwischen Jänner und April nach Katalonien sollte. Mehr verrate ich im Moment noch nicht. (Johanna Hofbauer, derStandard.at, 10.2.2015)