Nach heutiger Einschätzung war Josephoartigasia monesi etwa drei Meter lang und 1,5 Meter hoch.

Illu.: James Gurney

York - Das größte Nagetier aller Zeiten - zumindest soweit bekannt - hatte nach einigermaßen plausiblen Rekonstruktionsversuchen die Ausmaße eines Büffels und wog rund eine Tonne. Josephoartigasia monesi lebte vor drei Millionen Jahren im Norden Südamerikas. Paläontologen hatten das einzige erhaltene Fossil, ein 53 Zentimeter langer Schädel, bereits 1987 in der San-José-Formation am Ufer des Rio de la Plata in Uruguay gefunden, aber erst 2008 wissenschaftlich beschrieben. Wie die riesigen Nager ihre daumendicken Schneidezähne einsetzten, war bisher umstritten.

Nun haben britische Forscher von der University of York und der Hull York Medical School (HYMS) analysiert, wie es um den Biss des riesigen Verwandten heutiger Meerschweinchen stand. Die Wissenschafter rund um Philip Cox setzten dafür Software ein, die auch zur Bestimmung von Belastungskräften in Flugzeugteilen Verwendung findet.

Das im "Journal of Anatomy" veröffentlichte Ergebnis der Simulationen zeigte: das Tier konnte recht ordentlich zuschnappen. Mit weiter hinten im Kiefer sitzenden Zähnen biss Josephoartigasia mit einer Kraft von 4.165 Newton zu - dies entspricht etwa der dreifachen Kraft, mit der ein Tiger zubeißen würde. Die vorderen Schneidezähne bissen immer noch mit 1.400 Newton zu.

Nagezähne zum Wühlen und Verteidigen

Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Nagezähne so massiv gebaut waren, dass sie sogar das Dreifache dieser Bisskraft aushalten würden. Cox und seine Kollegen glauben daher, dass Josephoartigasia sein kräftiges Gebiss auch zu anderen Zwecken nutzte als zum Beißen und Kauen. Die Resultate würden eher darauf hindeuten, dass der Mega-Nager seine Zähne dafür gebrauchte, Wurzeln auszugraben, sich gegen Angriffe durch Räuber zu schützen oder ihr Territorium gegen Artgenossen zu verteidigen - sie setzten ihre Zähne also in ähnlicher Weise ein, wie moderne Elefanten ihre Stoßzähne. (tberg, derStandard.at, 7.2.2015)