Der Fußball schreibt schon unglaubliche Geschichten. Keshi Anderson fristete bis vor einer Woche ein absolut typisches Amateurfußballerdasein bei den Barton Rovers in Bedfordshire. Bedfordshire ist ein Gebiet im Osten Englands, das nicht unbedingt für seinen guten Fußball berühmt ist und wo die Barton Rovers als Achtligist schon das Topteam der Region stellen.

Die Liga heißt Southern League Division One Central. Dort spielte bisher Keshi Anderson jeden Samstag in einem kleinen Dorf mit 5.000 Einwohnern, Barton Le Clay. Kein Mensch kannte ihn außer die eher übersichtliche Gemeinde der Rovers-Fans und einige Funktionäre des nahen FC Brentford, wo er ein Probetraining absolvierte. Und siehe da, das Probetraining lief so gut, dass ihn Brentford auch im Freundschaftsspiel gegen das Londoner Premier-League-Team Crystal Palace einsetzte. 20 Minuten vor Schluss wurde er eingewechselt. Er bedankte sich mit einem Hattrick innerhalb von sechs Minuten.

Ein Volleyschuss mit links, ein Schuss mit rechts und ein Kopfballtor: Verteidiger Paddy McCarthy, der 151 Spiele für Palace hinter seinem Rücken hat, traute seinen Augen nicht. Crystal Palace zögerte nach dem Spiel keine Sekunde. Der Verein bot 30.000 Pfund für den quirligen Stürmer, und die Vereinsführung von den Barton Rovers akzeptierte den Deal. Für den 19 Jahre alten Spieler ging ein Traum in Erfüllung. Anderson erwartet jetzt eine andere Welt. Sein Gehalt wird den bisherigen 200-Pfund-Monatslohn um einiges übertreffen. Pikantes Detail seines Werdegangs: Als Nachwuchsspieler wurde er von der U-16-Akademie des Zweitligisten FC Watford geschmissen.

Größter Niveausprung der englischen Fußballgeschichte

Weder bei Andersons Klub noch in der FA wurde je ein solch großer Niveausprung registriert: "2006 verkauften wir Paul Barnes dem AFC Wimbledon. Er war der dritte Spieler, den wir je verkaufen konnten. Und der ging ja nur zu einem Drittligisten. Diese Geschichte ist völlig unwahrscheinlich, ein richtig fabelhaftes Märchen", sagte der Präsident von den Barton Rovers, Darren Whiley gegenüber der BBC. (mdt, derStandard.at, 4.2.2015)