Moskau - Wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen drohen einem russischen Nuklearforscher bis zu vier Jahre Gefängnis. Wladimir Golubew wird vorgeworfen, in einem Fachartikel Staatsgeheimnisse preisgegeben zu haben, wie sein Anwalt Jewgeni Gubin am Mittwoch sagte.
Der Beitrag, der in einer tschechischen Zeitschrift erschien, baut auf einem Vortrag über Sprengstoffe auf, den Golubew 2013 bei einer internationalen Konferenz in Tschechien gehalten hatte.
Strafverfahren
Nach dem Erscheinen des Artikels habe der russische Geheimdienst im vergangenen Sommer die Wohnung des Wissenschaftlers im zentralrussischen Nischni Nowogrod durchsucht und ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet, sagte sein Anwalt. Golubew, dem es verboten ist, die Stadt zu verlassen und mit den Medien zu sprechen, streitet die Vorwürfe ab. Er bestehe darauf, dass der Artikel keine Informationen enthalte, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt seien, sagte Gubin. Golubew hatte zwischen 1975 und 2013 für das russische Zentrum für Nuklearforschung gearbeitet, das unter anderen die erste russische Atombombe entwickelte.
Der russische Geheimdienst lehnte jegliche Stellungnahme ab. Dagegen teilte das Öffentliche Komitee für den Schutz von Wissenschaftlern mit, sich des Falles anzunehmen. "Wir kümmern uns bereits um etwa 20 Wissenschafter, die ohne Grund inhaftiert sind", sagte das Komiteemitglied Juri Ryschow in einem Radio-Interview. Der Fall Golubew ist der jüngste in einer Reihe von Fällen, bei denen russischen Wissenschaftlern Spionage oder die Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen vorgeworfen werden. (APA, 4.2.2015)