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Silvio Berlusconi (Hintergrund) ist böse auf Matteo Renzi.

Foto: EPA/ANGELO CARCONI

Rom – Der italienische Ex-Premier Silvio Berlusconi fühlte sich bei der Präsidentenwahl vom Wochenende vom aktuellen Ministerpräsidenten Matteo Renzi betrogen. Am Mittwoch ließ er nun verlauten, seine Partei Forza Italia fühle sich nicht mehr an das 2014 vereinbarte Abkommen mit Renzis Partei PD gebunden.

Dem Vernehmen nach soll Berlusconi – für den seit seiner Verurteilung wegen eines Steuervergehens ein mehrjähriges Verbot der aktiven politischen Betätigung gilt – im Vorfeld der Präsidentenwahl Renzi aufgefordert haben, einen ihm genehmen Kandidaten zu nominieren, der ihn zu einem späteren Zeitpunkt begnadigen könnte.

Renzi widersetzte sich diesem Wunsch und brachte seinen eigenen Kandidaten Sergio Mattarella durch, einen Verfassungsrichter, der im Parlament mit großer Mehrheit gewählt wurde. Der 73-Jährige gilt als konsequenter Kämpfer gegen Mafia und Korruption, von ihm kann sich der rechtskräftig verurteilte Berlusconi wohl keine Gefälligkeiten erwarten.

Innerparteiliche Kritik an Berlusconi

Die Führungsstrategie Berlusconis wird nun offen von dem Jungstar der Partei, Raffaele Fitto, kritisiert. Dieser fordert eine komplette Neubesetzung der Spitzenpositionen in der rechtskonservativen Partei, die seit Monaten in einer schweren Krise steckt.

Fitto, 45-jähriger Aufsteiger am Mitte-Rechts-Firmament, griff Berlusconi heftig an und warf ihm vor, Premier Renzi nicht daran gehindert zu haben, im Alleingang seinen Präsidentenkandidaten Mattarella durchzubringen. Damit habe Renzi auf eklatante Weise den Pakt ignoriert, der seit einem Jahr die Zusammenarbeit zwischen seiner Demokratischen Partei (PD) und der Forza Italia in puncto Reformen regelt.

"Nach den riesigen Fehlern der letzten Tage muss es zu einem Wechsel an der Parteispitze kommen", verlangte Fitto. Die Fraktionschefs der Forza Italia im Parlament, Renato Brunetta und Paolo Romani, reichten am Mittwoch ihren Rücktritt ein, der jedoch von Berlusconi abgelehnt wurde. (APA/gian, DER STANDARD, 5.2.2015)