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Den Sprung auf ein Weltcup-Podest hat Edit Miklos schon geschafft. Ihr großes Ziel ist der Olympia-Titel. Vorher geht es freilich noch um WM-Medaillen. Und zwar aktuell in Beaver Creek sowie 2017, und das ist aus Miklos' Sicht durchaus bemerkenswert, in St. Moritz.

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"Träumen kann man", sagt Miklos.

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Es war der 24. Jänner 2015, und es war in St. Moritz. Der Tag, an dem Edit Miklos Historisches gelang. Hinter Lara Gut und Anna Fenninger wurde die 26-Jährige in der Abfahrt Dritte. Erstmals schaffte es eine Ungarin im Weltcup auf das Podest. Bei alpinen Weltmeisterschaften hat Ungarn - no na - noch keine Medaille geholt. Doch nie standen die Chancen so gut wie diesmal. Am Freitag (19 Uhr MEZ, live in ORF 1 und derStandard.at) steigt die WM-Abfahrt in Beaver Creek. Edit Miklos ist nicht nur dabei. Einen Platz unter den ersten sechs hat sie sich vorgenommen. Im Super-G zum Auftakt war sie ausgefallen. Und eine Medaille? "Träumen kann man", sagt Miklos.

Die Raptor-Piste lag ihr bisher eher nicht. Vor zwei Jahren belegte sie im Weltcup Platz 48. Aber seither ist viel passiert. "Ich habe jetzt ein besseres Gefühl und eine bessere Technik." Beides hat sie sich nicht in Ungarn zugelegt. Der höchste Berg des Landes misst 1014 Meter. Es gibt sogar ein paar Skigebiete. Aber keines, das Miklos gerecht wird. Skifahren lernte sie in Siebenbürgen, Rumänien. Dort ist sie aufgewachsen. Die Berge hatte sie vor der Haustür. Schon als Kind schaute sie gerne Skirennen im Fernsehen.

Begrenzte Möglichkeiten

Miklos war talentiert, aber Rumäniens Skiverband hatte begrenzte Möglichkeiten. Sie schaffte es dennoch in den Weltcup, debütierte im Dezember 2005, drei Jahre später holte sie in St. Moritz den ersten Weltcup-Punkt. Zwei weitere Male kam die Rumänin Miklos in die Punkteränge, und zwar - Überraschung - jeweils in St. Moritz. Das war 2010. Und damit hatte es sich vorerst.

Bei einem Sturz in der Olympia-Abfahrt 2010 in Whistler Mountain zog sie sich einen Kreuzbandriss zu. Und weil sie Probleme mit dem rumänischen Verband hatte, wollte sie die Nation wechseln. Miklos gehört der ungarischen Minderheit in Siebenbürgen an, stammt aus der Stadt Csíkszereda, wo Ungarisch als Amtssprache gilt. Die Wunschdestination war also definiert. Miklos musste allerdings wieder bei null anfangen, ihre Fis-Punkte gingen verloren. 2012 debütierte die Ungarin Miklos im Weltcup. Im zweiten Rennen fuhr sie in die Punkteränge - ja, in St. Moritz.

Vor einem Jahr machte sie bei den Olympischen Spielen in Sotschi erstmals richtig auf sich aufmerksam, als sie in der Abfahrt nicht nur auf Platz sieben fuhr, sondern auch alle Österreicherinnen hinter sich ließ. "Damals haben manche noch geglaubt, das war ein Zufall." Miklos widerlegte, fuhr einen Monat später in der Weltcup-Abfahrt von Crans Montana auf Rang fünf. Der Lohn: Bei der Wahl zu Ungarns Sportlerin des Jahres kam sie auf Rang drei. "In Ungarn bin ich berühmt", sagt Miklos. Die Aufmerksamkeit nimmt zu.

Schnelle Umsetzerin

Dass sie sich technisch stark verbessern konnte, daran haben auch drei Österreicher Anteil: ein Physiotherapeut, ein Konditionstrainer (der ehemalige Eisschnellläufer Zsolt Zakarias) und Dietmar Thöni. Der 47-jährige Tiroler ist seit April 2013 ihr Trainer. "Sie kann Dinge schnell umsetzen", sagt der ehemalige Weltcup-Läufer. Vorher habe Miklos immer nur Abfahrt trainiert. Jetzt werden mehr Kurven gefahren. In Beaver Creek wird die Ungarin im Rahmen der Kombination sogar einen Slalom fahren, obwohl sie, wie Thöni sagt, Slalom hasst.

Miklos trainiert hauptsächlich im Kühtai, hat eine Wohnung in Sautens (Bezirk Imst), residiert ansonsten aber noch immer in Rumänien. Die Mittel des Verbandes sind auch in Ungarn begrenzt. Ein Trainingslager in Südamerika konnte vor dem vergangenen Winter nicht finanziert werden. Heuer wäre es möglich gewesen, aber man verzichtete, übte stattdessen in Zermatt, gemeinsam mit dem Schweizer Team. Krankheiten warfen Miklos Anfang der Saison zurück. Der Podestplatz kam umso überraschender - eher für Thöni, weniger für Miklos. Sie weiß um ihre Stärken, wusste das auch schon vor einem Jahr. Da hatte sie Journalisten vor der Olympia-Abfahrt gesagt, sie wolle eine Medaille gewinnen. Die waren eher verdutzt. Letztlich fehlten ihr nur 0,61 Sekunden.

Miklos ist keine Frau vieler Worte. Aber was sie sagt, hat Gewicht. "Viel und gut trainieren" will sie, weil: "Mein Hauptziel ist Olympia-Gold." Sie verzieht dabei keine Miene. "Ich habe keine Angst davor zu sagen, dass ich Gold will." Ein Jahr vor den nächsten Winterspielen steht aber noch eine Weltmeisterschaft auf dem Programm. In St. Moritz. (Birgit Riezinger aus Beaver Creek, DER STANDARD, 6.2.2015)