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Der Ölpreisverfall setzt Russland hart zu, das Geschäftsklima ist abgekühlt.

Foto: Reuters/Djuricka

Bei ausländischen Investoren macht sich Pessimismus bezüglich der Wirtschaftslage in Russland breit: Einer Umfrage der deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK) nach erwarten 91 Prozent der in Russland arbeitenden Unternehmer einen Abschwung im laufenden Jahr. Ölpreisverfall, Sanktionen, aber auch fehlende Strukturreformen und zunehmend Protektionismus werden als Ursachen genannt. Die Situation sei nicht zu beschönigen, sagte AHK-Präsident und Wintershall-Vorstandschef Rainer Seele: "Wir haben in Russland eine Wirtschaftskrise, sie ist nicht marginal, und sie ist nicht vorübergehend."

Der Vorsitzende des deutschen Ost-Ausschusses Eckhard Cordes schätzt den Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt auf etwa fünf Prozent, die Reallohnverluste der russischen Bevölkerung auf "zehn Prozent und mehr" ein. Dies habe keineswegs nur Konsequenzen für Russland, warnten die beiden Wirtschaftsfunktionäre bei einer Pressekonferenz in Moskau - auch Europa leide unter dieser Tendenz.

Die Zahlen bestätigen das: Deutschland als größter Handelspartner Russlands musste 2014 einen Exportrückgang um 18 Prozent auf 67 Milliarden Euro hinnehmen. Auch für Österreich sehen die Zahlen ernüchternd aus: Von Jänner bis Oktober 2014 (neuere Zahlen gibt es noch nicht) sanken die Ausfuhren nach Russland um 7,7 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Mehrere österreichische Firmen haben sich inzwischen aus Russland verabschiedet. Investitionen stellen ausländische Investoren derzeit in Russland generell zurück.

Lösung für Ukraine gesucht

Glücklich ist die Wirtschaft mit den vom Westen verhängten Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise nicht. Das machten nicht nur Cordes und der lange für das Gasprom-Wintershall-Joint-Venture Wingas verantwortliche Seele in Moskau deutlich, auch in der Umfrage zeigen sich die Unternehmer skeptisch, dass Sanktionen hilfreich seien.

Als wichtigen Schritt zur Lösung der Ukraine-Krise bezeichnete Cordes Verhandlungen über einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zwischen EU und der Eurasischen Wirtschaftsunion. Die Idee, vor Jahren von Kremlchef Wladimir Putin eingebracht, war zuletzt von der deutschen Bundesregierung erneuert worden, um den Ost-West-Konflikt um die Ukraine zu entschärfen. Ohne einen Waffenstillstand dort werde sich Russlands Wirtschaftslage weiter verdunkeln, so Cordes. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 6.2.2015)