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Wolfgang Mayrhofer hat noch eigene Ski, genau genommen kann er auf drei Paar zurückgreifen.

Foto: APA/Gindl

STANDARD: Gibt es eine Faustformel zur Relation von frisch gefallenem Schnee in Zentimetern und Skiern, die deswegen verkauft werden?

Mayrhofer: Nein, aber Schnee ist magisch. Sobald er fällt, zieht der Verkauf an. Der Handel hat mittlerweile einiges aufgeholt.

STANDARD: Die Industrie braucht jedoch starke Nerven, wenn ihr Gedeih vom Wetter abhängt ...

Mayrhofer: Wir produzieren nicht mehr auf Verdacht hin wie früher. Auf gute Winter zu hoffen, kann sich niemand leisten. Produktion, Arbeitszeitmodelle sind seit drei, vier Jahren sehr flexibel. Bleiben Aufträge aus, drückt uns das nicht mehr an die Wand. Außerdem ist heuer der Winter in den USA und Asien gut, das gleicht einiges aus.

STANDARD: Der US-Markt ist doppelt so groß wie der österreichische. Da sollten Sie bei der WM auf reichlich Siege der Amerikaner hoffen.

Mayrhofer: Der Rennsport ist für Zentraleuropa ein weit wichtigerer Treiber als für die USA. Dort haben Freeriden und Powder größeren Impact. Bei uns braucht's einen Marcel Hirscher und eine Mikaela Shiffrin. In den USA inspirieren die Freeskier.

STANDARD: Bringt es der Rennsport für Ausrüster finanziell überhaupt noch? Er ist ein teures Vergnügen, größter Kostenblock der Industrie.

Mayrhofer: Wir selbst haben dafür vernünftige Budgets. Wir kaufen anderen nicht die Stars weg, sondern begleiten unsere Rennfahrer von klein auf. Wer alle Stars will, bekommt das vom Geschäft her sicher nicht zurück.

STANDARD: Welches Potenzial bergen Ski fahrende Chinesen?

Mayrhofer: Es gibt in China mittlerweile 80 Skigebiete, die Leute sind gern in der freien Natur. Aber der Markt wächst nicht über Nacht, es wäre schön, ginge es schneller.

STANDARD: Besitzen Sie eigene Skier oder leihen Sie sich welche?

Mayrhofer: Selbstverständlich habe ich eigene Bretter. Mindestens drei Paar, die ich, je nachdem, was ich fahren will, einsetze.

STANDARD: Damit sind Sie aber bald in der Minderheit. Rund die Hälfte der Leute greift zum Leihski, und über kurz oder lang soll dieser Anteil auf zwei Drittel steigen.

Mayrhofer: Klar, wer in Paris oder Frankfurt in einem Appartement lebt und einen kleinen Keller hat, wird sich für seinen Urlaub in den Alpen keine Skier kaufen. Die Österreicher aber legen in der Regel immer noch Wert auf eigene.

STANDARD: Der Sportartikelhandel steckt in Österreich seit dem Einstieg des Diskonters Sports Direct in den Marktführer Sport Eybl/Sports Experts stark im Umbruch. Die Briten haben mit Skiern nicht viel am Hut, wollten mit Ihrer Branche lang nicht einmal reden. Zeichnet sich mittlerweile eine Annäherung ab?

Mayrhofer: Es gibt jetzt auf der Ispo (Sportartikelmesse in München, Anm.) Gespräche über Kooperationen. Die Nebel lichten sich. Aber die Briten haben ein anderes Geschäftsmodell. Für höherpreisige Skier und Schuhe ist es nicht geeignet. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 6.2.2015)