Freetown/Conakry/Monrovia - Erstmals seit dem Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika hat ein Medikament gegen die tödliche Krankheit bei einer klinischen Studie gute Ergebnisse erbracht. Der Verlauf von Tests in Guinea mit dem Grippemittel Favipiravir des japanischen Pharmaunternehmens Toyama Chemical sei "ermutigend", erklärte das französische Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (Inserm) am Donnerstag.

Details zu der klinischen Studie mit Favipiravir, das auch unter dem Handelsnamen Avigan bekannt ist, gab Inserm zunächst nicht bekannt. Die Ergebnisse sollten bald publiziert werden, erklärte das Institut, das die Versuchsreihe beaufsichtigt hatte. Das Medikament wurde 80 Kranken in einem Behandlungszentrum der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Gueckedou im Süden von Guinea verabreicht. Gestartet wurden die Tests dort im Dezember.

Seit letzter Jännerwoche 124 neue Infektionen

Seit Ausbruch der Ebola-Epidemie vor mehr als einem Jahr starben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fast 9.000 Menschen an der Infektionskrankheit - die überwiegende Zahl in den drei Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone. Insgesamt erkrankten rund 22.500 Menschen an Ebola.

Nachdem in den vergangenen Wochen die Zahl der Neuinfektionen zurückgegangen war, stieg sie laut WHO zuletzt wieder an. Der Organisation zufolge gab es in der letzten Jännerwoche 124 neue Infektionen. Allein 80 Menschen infizierten sich in Sierra Leone mit Ebola, in der Woche zuvor waren es 65 gewesen. Erstmals in diesem Jahr stieg in allen drei betroffenen Ländern die Zahl der Ebola-Fälle, erklärte die in Genf ansässige WHO am Mittwoch.

Bei der Suche nach wirksamen Medikamenten - zugelassene Ebola-Medikamente gibt es bisher nicht - richten sich schon seit geraumer Zeit viele Hoffnungen auf Favipiravir. Das Medikament wird in Japan bereits gegen bestimmte Grippe-Erkrankungen eingesetzt.

Eingestellter klinischer Versuch

Bei Versuchen mit Tieren erwies es sich als wirksam gegen Ebola. Es wurde dann bei infizierten Helfen eingesetzt. Unter anderem wurde im vergangenen Herbst eine französische Krankenschwester von Ärzte ohne Grenzen mit Favipiravir behandelt, die sich in Liberia infiziert hatte, nach Frankreich gebracht und schließlich wieder gesund wurde.

Favipiravir ist das einzige Medikament, das sich schnell in großen Mengen herstellen lässt. Es wird in Form von Tabletten verabreicht und kann deswegen relativ unkompliziert eingesetzt werden, auch in abgelegenen Gebieten. Der Hersteller Toyama Chemical ist eine Tochter des japanischen Konzerns Fujifilm.

Ein klinischer Versuch mit einem anderen Medikament, Brincidofovir von der US-Pharmafirma Chimerix, wurde Anfang Februar in Liberia eingestellt. Grund war der Rückgang der Epidemie. (APA, derStandard.at, 5.2.2015)