Jordanien, das kleine Bilderbuchland des Arabientourismus, ist ein kompliziertes Land, um König zu sein, in einer - euphemistisch gesagt - komplizierten Region. Insofern werden die meisten Beobachter Abdullah II. bin al-Hussein ein gutes Zeugnis ausstellen: Er steht vor allem im Westen für Stabilität, die Königsfamilie - Abdullah, Königin Rania sowie zwei Töchter und zwei Söhne, inklusive des 20-jährigen Kronprinzen Hussein - strahlt Moderne aus. Wenn nun Fotos des 53-jährigen ausgebildeten Militärpiloten in Uniform kursieren, der übrigens auch eine Ausbildung bei der Cobra genossen hat, so ist die Botschaft: Wir haben alles im Griff.
Das hat im Nahen Osten heute niemand, aber schwierig war es immer. In einem umstrittenen Porträt in The Atlantic - der Journalist Jeffrey Goldberg zitierte den König mit Aussagen, die dieser ganz bestimmt nicht veröffentlicht sehen wollte - heißt es, dass Abdullah bei seinem zehnjährigen Thronjubiläum Familie und Freunde mit der Aussage konfrontiert habe, dass er nicht mehr wolle. Dass er König werden würde, hatte er zwei Wochen vor dem Tod seines Vaters Hussein erfahren, der erst 63-jährig im Februar 1999 an Krebs starb. Damals wurde Husseins Bruder Hassan, langjähriger Kronprinz, ausgebootet - nicht der erste und nicht der letzte haschemitische Familienzwist.
Unmut über Lebensstil
Von der unbeschwerteren Zeit vor seiner Thronbesteigung zehrt Abdullah, Sohn von Hussein und der Britin Antoinette Avril Gardiner - später Prinzessin Muna -, nach eigener Aussage noch immer. Der sehr populäre König Hussein hinterließ große Schuhe. Abdullah, der seine Ausbildung großteils im Ausland absolvierte, klang wie ein Ausländer, gewann durch seine bodenständige Art aber bald Sympathien. Dass seine Frau - sie hatten 1993 geheiratet - aus einer angesehenen palästinensischen Familie stammt, wurde als Chance gesehen, die beiden Volksgruppen zusammenwachsen zu lassen.
Aber der mondäne Lebensstil der schönen Königin rief bei den alten Loyalisten Unmut hervor. 36 Stammeschefs unterschrieben 2011 einen Brief an Abdullah, in dem sie Rania beschuldigten, ihrer Familie Staatsland zuzuschanzen. Manche Jordanier wünschen sich eine Abdankung Abdullahs zugunsten eines anderen Hussein-Sohns, Prinz Hamza. Abdullah zieht, glaubt man Goldberg, ziemlich über die liebe Verwandtschaft her - und über alle anderen, die falsche Gerüchte streuen, wie etwa, dass er zu gerne spielt. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 6.2.2015)