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Siemens steckt mitten im größten Umbau seit 25 Jahren.

Foto: apa/epa/Sven Hoppe

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Der geplante Jobabbau bei Siemens.

Grafik: apa

Siemens bleibt eine Großbaustelle. Am Donnerstag sickerte bereits durch, dass das Unternehmen nach den bisherigen Einschnitten neuerlich auf die Kostenbremse steigen wird. Am Freitag verkündete Firmenchef Joe Kaeser die Details: Weltweit werden 7.800 der rund 340.000 Stellen gestrichen, allein in Deutschland 3.300 Jobs. In welchen Regionen, an welchen Standorten und in welchen Geschäftsfeldern Stellen wegfallen, blieb zunächst offen. Bereits seit Oktober des Vorjahres ist bekannt, dass zusätzlich in der Energiesparte rund 1.200 Stellen wegfallen sollen. Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn kündigte jedenfalls harte Verhandlungen an.

Hesoun: Keine Indizien für Stellenabbau in Österreich

Inwieweit der Standort Österreich mit seinen 10.400 Beschäftigten betroffen sein wird, war zunächst nicht zu erfahren. "Jene Strukturänderungen, wie sie für Deutschland relevant sind, gibt es für Österreich nicht", sagte Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun Freitagvormittag im Gespräch mit derStandard.at. "Ich sehe daher hierzulande keine Indizien für einen Stellenabbau."

Siemens-Österreich-Zentralbetriebsrat Friedrich Hagl will noch nicht Entwarnung geben. "Derzeit ist alles Kaffeesudlesen, die Gespräche finden erst nach Ostern statt. Siemens Österreich hat aber sicher keinen Speckgürtel", sagte Hagl der Austria Presse-Agentur.

In der Zahl der 10.400 Siemens-Mitarbeiter in Österreich nicht mehr enthalten sind die Beschäftigten der Linzer VAI, die als Joint Venture von Siemens und Mitsubishi geführt wird.

Gewinneinbruch im Quartal

Überraschend kommt die Entscheidung Kaesers nicht. Spätestens seit Siemens seine Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2014/2015 vorlegte, ahnten Beobachter, dass es zu neuerlichen Jobkürzungen kommen wird. Lediglich das Ausmaß war nicht bekannt.

Ende Jänner sackte der Gewinn des Traditionskonzerns, der von Kraftwerken, Anlagen und Zügen bis zum Ultraschallgerät ein breites Industrieportfolio bietet, um ein Viertel auf 1,1 Milliarden Euro ab – deutlich stärker als von Analysten erwartet. Siemens führte den Gewinnschwund unter anderem auf die niedrigen Zinsen, den schwachen Euro und den Ölpreisverfall zurück. Entsprechende Finanzinstrumente rissen ein Loch von 123 Millionen Euro in die hauseigene Vermögensverwaltung.

Der Umsatz kletterte zwar in diesem Zeitraum um drei Prozent auf 17,4 Milliarden Euro, aber der zukunftsgerichtete Auftragseingang ging um satte 13 Prozent auf rund 18 Milliarden Euro zurück. Dennoch steckt sich Kaeser hohe Ziel: Für das Gesamtjahr will er den Gewinn je Aktie um mindestens 15 Prozent steigern und eine operative Marge zwischen zehn und elf Prozent erreichen.

Jahrelanger Konzernumbau

Siemens steckt mitten im größten Umbau seit 25 Jahren. Kaeser will das Haus rentabler machen und richtet den Mischkonzern deshalb stärker auf Energietechnik, Öl- und Gasförderzubehör und Industrieausrüstung aus. Eine Milliarde Euro Kostenersparnis soll das bringen. Aktuell soll unter anderem die Sektoreneinteilung des Geschäfts gekippt und die die Medizinsparte verselbstständigt werden.

Kündigungen sind bei Siemens allerdings selten. Meist erreicht das Management sein Ziel mit Abfindungen und Ruhestandsregelungen. Kaeser hat bereits angekündigt, Einnahmen aus dem Verkauf der Hälfte an Bosch Siemens Hausgeräte und der Hörgerätesparte für die Abbaukosten zu verwenden. Radikal umgebaut wird bei Siemens schon seit langem. Kaesers Vorgänger Peter Löscher opferte knapp 17.000 Stellen, um die Rendite zu steigern. Besonders hart traf es dabei die Verwaltung. In den 1990er-Jahren ließ der damalige Firmenchef Heinrich von Pierer hauptsächlich die Medizintechniksparte zur Ader.

In den letzten zehn Jahren wurden mehr als 15 größere Geschäftsfelder und Beteiligungen abgespalten, verkauft oder an die Börse gebracht. Der Umsatz sank von rund 87 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2000/2001 auf zuletzt knapp 72 Milliarden Euro, die Mitarbeiterzahl von 477.000 auf unter 350.000. Für viele endete auch der Weg aus Siemens heraus bitter: Nach dem Börsengang Osrams etwa kündigte das eigenständige Unternehmen den Abbau von gut 16.000 Stellen an. (ch, APA, 6.2.2015)