Wien – Im Fachjargon heißt es "Zugriff", und dieser hier ist dumm gelaufen. Als Detective Harry Bosch in der finsteren Sackgasse die Waffe auf den vor ihm knieenden Tatverdächtigen richtet, fasst sich dieser in die Hosentasche. Harry drückt ab. Eine Waffe wird nie gefunden.
Vorschriften ignorieren, gegen Regeln verstoßen, Dienstanweisungen missachten: Wieviele Menschen er in Ausübung seines Berufs als Detective des Los Angeles Police Departement getötet habe, fragt ihn die Staatsanwältin. Hieronymus Bosch muss passen. Dafür wissen wir: ein teuflisches Inferno baut sich gerade auf. Denn vorerst schaut es gar nicht gut aus, für den Cop mit dem leicht pikierten Blick.
Wie Philipp Marlowe
Grausamer Mord, wortkarger Cop, schwere Kindheit, dunkle Gestalten, berufliche Gräben, verführerische Damen und Nikotinentzug – das klingt nach guter, alter Krimiware. Und ganz neu ist Bosch tatsächlich nicht. Der erste Fall mit Michael Connellys (Foto) Genrehelden erschien als Buch vor inzwischen 23 Jahren. Connelly nennt Raymond Chandler als Referenz.
Titus Welliver spielt den charismatischen Ermittler im Stil eines Humphrey Bogart: Ein Mann mit sozialen Defiziten, aber viel Sinn für Gerechtigkeit. Wie einst Philipp Marlowe bewegt sich Bosch in den Zwielichtzonen von Los Angeles. In Zeiten, da Hollywood als Drehort gegen Bedeutungsverlust ankämpft, ist gesondert zu erwähnen, dass an Originalschauplätzen gefilmt wurde.
Golden-Globes-Sieger Amazon
Mit der bildschönen Copstory unterstreicht Amazon seine Position im großen Geschäft der Qualitätsserien. Mit "Transparent" und "The Affair" dominierte der Onlinehandelskonzern die diesjährigen Golden Globes.
Beim Produktionsprozess bringt das Unternehmen frischen Wind: Derzeit lässt Amazon Userinnen und User über Pilotfilme abstimmen, die in Serie gehen sollen: Zur Auswahl steht Vielversprechendes, etwa "The Cosmopolitans" mit Chloë Sevigny oder "Hand of God" mit Ron Perlman. In einem Bewerb, den Bosch im Vorjahr für sich entscheiden konnte. (Doris Priesching, DER STANDARD, 7./8.2.2015)