Brüssel, München, Kiew, Moskau. Das sind die Hauptstädte, auf die in der Frage von Krieg oder Frieden in Europa die Augen aller Außen- und Sicherheitspolitiker gerichtet waren. In der EU-Hauptstadt, wo auch die Nato ihr Hauptquartier hat, tagen Minister und Experten in Permanenz, um alle Szenarien zur Ukraine durchzuspielen. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz wird diskutiert, ob, wie und von wem die in Multikrisen verfangene Welt überhaupt noch führbar ist, befriedet werden kann.

Um das zu versuchen, reisten die deutsche Kanzlerin und der französische Staatspräsident François Hollande nach Kiew zum ukrainischen Präsidenten. Ob das gelingt, das hängt von dem Mann ab, den die beiden Freitagabend in Moskau trafen: Russlands Präsident Wladimir Putin.

Seit den Demonstrationen auf dem Maidan in Kiew und der Annexion der Krim vor einem Jahr hat er auf russische Hybridtruppen in der Ostukraine, auf Eskalation gesetzt. Er hat die Ukraine destabilisiert, den Westen verunsichert. Vor diesem Hintergrund ist der jüngste Nato-Beschluss zu sehen, ihre schnelle Eingreiftruppe aufzustocken, die Soldaten schneller einsatzfähig zu machen; im Baltikum, in Polen, Rumänien und Bulgarien Stützpunkte zu errichten. Viel mehr als ein Symbol, ein Signal, dass man die Beistandsverpflichtung ernst nimmt, ist das nicht. Die Allianz hofft (und bangt), dass Putin einlenkt. Tut er das nicht, folgt die nächste Stufe: Waffenlieferungen durch Nato-Staaten. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 7.2.2015)