Bild nicht mehr verfügbar.

Aldemir Bendine ist neuer Petrobras-Chef.

Foto: Reuters/Doce

Sao Paulo - An die Spitze des von einem Korruptionsskandal erschütterten brasilianischen Ölkonzerns Petrobras ist am Freitag der Vorstandsvorsitzende der größten Bank Lateinamerikas gerückt. Der Verwaltungsrat von Petrobras wählte den als regierungstreu geltenden Chef der Banco do Brasil, Aldemir Bendine, in die Führungsposition des staatlich kontrollierten Ölmultis.

Der 51-Jährige tritt die Nachfolge von Petrobras-Chefin Marias das Graças Foster an. Sie und der komplette Konzernvorstand waren am Mittwoch zurückgetreten.

Neuer Vorstand

Der in Sao Paulo tagende Verwaltungsrat bestimmte auch die Nachfolger für die fünf zurückgetretenen Vorstandsmitglieder. Vier sind Kader des Konzerns, der fünfte, Ivan de Souza, ist ein Bendine-Vertrauter, der zuvor Vorstandsmitglied bei Banco do Brasil war und bei Petrobras Finanzdirektor sein wird.

Die Börse in Sao Paulo, Bovespa, reagierte mit Kurstürzen auf Bendines Nominierung. Vom Vertrauensmann des ehemaligen Staatspräsidenten Luiz Inácio Lula da Silva wird angenommen, dass er enge Beziehungen zu dessen weiterhin regierenden Arbeiterpartei (PT) pflegen wird. Erst am Donnerstag war der PT-Schatzmeister Joao Vaccari Neto im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre stundenlang verhört worden.

Die Politik ist in den seit Herbst 2014 schwelenden Skandal stark verwoben. Ein Netzwerk soll binnen eines Jahrzehnts vier Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro) zweckentfremdet haben, und zwar vor allem zugunsten von Politikern, unter ihnen Abgeordnete der Regierungsfraktion von Lulas Nachfolgerin Dilma Rousseff.

Petrobras soll Auftragssummen mittels illegaler Aufschläge aufgebläht haben. Die dadurch erzielten Mehreinnahmen sollen an andere Unternehmen weitergeleitet worden sein. Die auf diese Weise gewaschenen Summen wurden nach Angaben der Ermittler als Bestechungsgelder ausgezahlt. Die Ermittlungen richten sich auch gegen die größten Baufirmen des Landes. Sie sollen Petrobras-Vertreter bestochen haben, um sich lukrative Aufträge zu sichern.

Die 61-jährige Foster war 2012 zur Petrobras-Chefin ernannt worden. Sie ist eine langjährige Freundin der Staatschefin, die sich in den vergangenen Wochen wiederholt hinter Foster gestellt hatte. Rousseff hatte von 2003 bis 2010 im Verwaltungsrat von Petrobras gesessen, bevor sie ihr Amt niederlegte, um für das Amt der Staatspräsidentin zu kandidieren. Am 1. Jänner wurde sie für eine zweite Amtszeit vereidigt.

Skandal belastet Umfragewerte

Der Korruptionsskandal schadet dem Ansehen der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff. Nur noch 23 Prozent der Befragten bewerteten die Leistung ihrer Regierung als "gut" oder "sehr gut", verglichen mit 42 Prozent im Dezember, geht aus einer am Samstag von der Zeitung "Folha de Sao Paulo" (Online) veröffentlichten Umfrage des Instituts Datafolha hervor. (APA, 8.2.2015)