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Der Papst hatte "würdevolles" Schlagen von Kindern gutgeheißen. Dafür musste Franziskus öffentlich verbale Schelte einstecken.

Foto: Reuters/Sposito

Vatikanstadt/Wien - Nach der umstrittenen Aussage von Papst Franziskus zum Schlagen von Kindern hat sich am Wochenende auch eine Institution des Vatikans kritisch zu Wort gemeldet. Die vom Papst neu einberufene Kinderschutzkommission stellte ein Gespräch mit Franziskus in Aussicht. "Man schlägt Kinder nicht", sagte Mitglied Peter Saunders, der selbst Missbrauchsopfer ist. "Wir müssen mit dem Papst reden, denn Millionen Kinder werden weltweit körperlich misshandelt. In unserer Zeit gibt es keinen Platz für körperliche Strafen."

Franziskus hatte vergangene Woche das Schlagen von Kindern durch deren Eltern gutgeheißen, sofern bei der Züchtigung die Würde des Kindes aufrecht bleibt. Die Kinderschutzkommission, die am Freitag und Samstag erstmals im Vatikan zusammentrat, vertritt eine konträre Ansicht.

Ratschläge für den Papst

"In unserer Kommission geht es nicht nur um sexuellen Missbrauch von Kindern, sondern auch um physische Misshandlung", sagte Kardinal Seán Patrick O'Malley, der Vorsitzende der Expertengruppe und Erzbischof von Boston. O'Malley will dem Papst diesbezüglich Ratschläge geben.

Die Aussage des Papstes hatte auch in Österreich für Irritationen gesorgt. Die Jungschar-Vorsitzende Sara Dallinger verurteilte diese ebenso scharf wie Alfred Trendl, der Chef des Katholischen Familienverbandes (KFÖ). Laut Kommissionsmitglied Saunders soll Franziskus aber gewusst haben, "dass seine Worte falsch waren". Der Papst "wollte damit eine Diskussion auslösen", wurde Saunders in der katholischen Presseagentur Kathweb zitiert.

Null-Toleranz-Politik bei Missbrauch

Klar positionierte sich Franziskus beim Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche. Der Papst verfolge eine Null-Toleranz-Politik, sagte Kommissionsvorsitzender O'Malley, der auch zum Kardinal-Beraterkreis des Papstes zählt. Fast alle Bischofskonferenzen hätten auf die Forderung des Papstes reagiert, Richtlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen zu erstellen. Bei einigen seien die Normen aber schwach ausgefallen, einige wenige hätten nicht geantwortet.

Die Kinderschutzkommission forderte Folgen für jene Bischöfe, die sexuellen Missbrauch in ihren Diözesen nicht hart genug ahnden. Der Papst wolle laut O'Malley die "Sicherheit für Minderjährige in allen Aspekten des kirchlichen Lebens" garantieren. O'Malley berichtete im Vatikan auch darüber, dass Franziskus einen Gebetstag für Opfer von Kindesmissbrauch durch Geistliche einführen will. In einem Brief bekräftige Franziskus, dass es für Missbrauchstäter keinen Platz in geistlichen Ämtern geben dürfe.

Um es gar nicht erst zu den Taten kommen zu lassen, arbeitet die Kinderschutzkommission an Vorbeugungsmaßnahmen. In Seminaren sollen Geistliche zum Kinderschutz erzogen werden. "Wir wollen das Bewusstsein der katholischen Gemeinschaft für die Plage des Kindesmissbrauchs steigern", sagte O'Malley. (krud, APA, DER STANDARD, 9.2.2015)