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Laut Polizei beteiligten sich 150 Pegida-Anhänger am "Spaziergang" in Linz.

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Die Gegendemonstranten skandierten "Nazis raus!" und "Nieder mit Pegida!".

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Rund 180 Polizisten waren im Einsatz.

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Linz - Der erste "Spaziergang" der Pegida in Linz ist am Sonntag nach wenigen hundert Metern beim Volksgarten stecken geblieben. Dort stellten sich den laut Polizei rund 150 Teilnehmern einige hundert Gegendemonstranten entgegen. Obwohl die ursprüngliche Route der Gegendemo zur Pegida-Kundgebung in Linz von der Polizei nicht genehmigt worden ist, standen sich Sonntagnachmittag Anhänger der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" und ihre Gegner gegenüber. Nach eineinhalb Stunden zogen sich die Pegida-Anhänger freiwillig zurück. Sie marschierten - begleitet von der Polizei - wieder Richtung Hauptbahnhof. Die Gegendemonstranten folgten ihnen.

Laut Polizeiangaben 1.600 bis 1.800 Menschen (laut Veranstalter 3.200) waren zuvor mit dem Bündnis "Linz gegen Rechts" ohne Zwischenfälle vom Hauptplatz zum Hessenplatz gezogen. Die Demo ging gegen 15.30 Uhr offiziell zu Ende.

Indes setzten sich die Pegida-Anhänger in Bewegung, um vom Hauptbahnhof Richtung Hauptplatz zu marschieren. Weit kamen sie nicht: Der ursprüngliche Plan der Gegendemonstranten, Richtung Bahnhof zu ziehen, war zwar untersagt worden, trotzdem machten sich einige auf den Weg Richtung Pegida-Kundgebung. Ein paar hundert Meter vom Bahnhof entfernt standen sich die Gruppen kurz vor 16.00 Uhr beim Volksgarten gegenüber.

Pegida-Sprecher zufrieden

Ein Sprecher schwor die 150 Teilnehmer ein, ruhig zu bleiben und keine Interviews zu geben. Er sprach von einem "friedlichen Zusammenleben aller Völker"; Applaus bekam er für die Aussagen, "Asyl sollen nur die bekommen, die es brauchen, nämlich Kriegs-, nicht Wirtschaftsflüchtlinge", "Keine Scharia in Europa" und "Asyl nur auf Zeit".

Während die Gegendemonstranten "Nazis raus!" und "Nieder mit Pegida!" skandierten, entgegneten deren Anhänger "Wir sind das Volk!". Getrennt wurden die Gegner durch die Polizei, die sich dazwischen stellte. Die Exekutive ist mit rund 180 Beamten im Einsatz.

Im Bündnis "Linz gegen Rechts" sind etliche SPÖ-nahe, Grüne, kommunistische und gewerkschaftliche Gruppen, aber auch beispielsweise Pax Christi und die Alevitische Kulturgemeinde vertreten.

Ein Pegida-Sprecher zeigte sich "voll zufrieden". Die Demo sei wohlgeordnet und ohne Provokationen aufseiten der Pegida-Anhänger verlaufen. Angesprochen auf die geringe Teilnehmerzahl erklärte der Sprecher: "Es ging nicht darum Leute zu mobilisieren, sondern wir wollten zeigen, dass es auch ohne Provokation geht."

"Verfassungswidrige Blockierer"

Einzelne Betrunkene, die sich unter die Pegida-Anhänger mischten, hätten Pegida-Ordner schon vor dem Start des Spazierganges "aussortiert". Als einziges Problem sah der Sprecher, dass die Gegendemonstranten, die er als "verfassungswidrige Blockierer" bezeichnete, den Spaziergang erneut blockierten. "Wir halten uns an die Vorschriften, die anderen nicht." Wenn das so weiter gehe, werde Pegida fordern, dass Gegendemos nicht mehr am gleichen Ort zur gleichen Zeit stattfinden dürfen, kündigte der Sprecher an. Dies würde der Stadt Kosten ersparen und auch die Situation auf der Straße entspannen.

Ein Teilnehmer ist festgenommen worden, weil er einen Baseballschläger dabei hatte. Das berichtete die Polizei am Abend. Davon abgesehen habe es vorerst keine Anzeige gegeben.

Allerdings werde in den kommenden Tagen die Video-Dokumentation ausgewertet, so ein Polizei-Sprecher. Da einige Farbbeutel und Dosen aus den Reihen der Gegendemonstranten geflogen seien, könne es sein, dass dann doch noch Anzeigen erstattet werden.

"Pegida ist gefährlich"

"Dies war ein starkes Zeichen, dass Rassismus und Intoleranz in Österreich keinen Meter macht", meinte hingegen Dominik Samassa, Sprecher des Bündnis "Linz gegen Rechts", in einer Aussendung. Nach Wien am vergangenen Montag sei Pegida somit zum zweiten Mal in Österreich gescheitert. "Pegida ist trotzdem gefährlich und sollte nicht unterschätzt werden, da sie sich als vermeintliche gesellschaftliche Mitte darstellen und versuchen, ihren vor allem antimuslimischen Rassismus mit dem Deckmäntelchen der 'Besorgnis' zu tarnen."

Von Hitlergrüßen distanziert

Pegida Oberösterreich hat sich vor Beginn der Kundgebung von Hitlergrüßen distanziert, wie sie auf der Kundgebung am Montag in Wien gesehen worden waren. Man gehe davon aus, dass in Wien Provokateure von rechts oder links unter den Demonstranten waren. Als Veranstalter könne man nicht ausschließen, dass solche Personen sich unter die Leute mischen. Die Polizei in Wien habe die Gegendemonstranten nicht abgedrängt, was auf eine "Order von ganz oben" hin passiert sei, mutmaßte Pegida in einem E-Mail.

Der Demonstrationsleiter habe die Kundgebung am Montag vorzeitig abgebrochen, erst danach seien die einzelnen Provokateure aufgetreten, behauptete Pegida Oberösterreich. "Dies lag also in keiner Weise in unserer Verantwortung." Man sei allerdings vom hohen Zustrom überrascht gewesen und wolle in Linz besser organisiert auftreten.

"Wenn Pegida heute durch Linz spaziert, machen sich wenige Extremisten wieder die Unwissenheit, Ängste und Vorurteile der Bevölkerung zunutze", kritisierte unterdessen Peter Binder, Landesgeschäftsführer der SPÖ Oberösterreich, in einer Aussendung. "Dem müssen wir mehr Aufklärung, Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit entgegensetzen." Man respektiere die Versammlungsfreiheit "auch für Ängste-Schürer und Gesellschaftsspalt. (APA, 8.2.2015)