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Samsung setzte auch bei der CES 2015 in Las Vegas voll auf Tizen

Foto: APA/EPA/Pedersen

Wenn zwei Unternehmen sehr eng kooperieren, werden sich beide nach einer gewissen Zeit Alternativen für den Notfall oder bessere Verhandlungspositionen überlegen: Das war in den vergangenen Jahren auch bei Google und Samsung zu beobachten. Kein anderer Smartphone-Hersteller sorgte derart für die Verbreitung von Googles mobilem Betriebssystem "Android" wie der südkoreanische IT-Konzern mit seiner Galaxy S-Serie. Doch schon bald überlegte Samsung, ein eigenes Smartphone-OS aufzusetzen: Tizen.

Es gebe "nichts Gutes", so Tester

Nach jahrelangen Verzögerungen kommt Tizen nun erstmals auf einem Smartphone zum Einsatz: Samsungs Z1, das für Schwellenländer wie Indien gedacht ist, setzt exklusiv auf das hauseigene Betriebssystem. Ars Technica hat das Z1 mit einem Fokus auf Tizen ausführlich getestet – und kommt zu einem vernichtenden Ergebnis. So gebe es über Samsungs Betriebssystem "nichts Gutes" zu berichten. Im Grunde sei Tizen "genau wie Android, nur mit schlechterem Design, keinem Plan und keinen Apps", so Ars Technica weiter.

Verbuggt und mit schlechtem Design

So können unter Tizen etwa keine Apps auf den Homescreen verschoben werden. Dafür aber acht Widgets (für Tizen existieren insgesamt neun Widgets). Zusätzlich setzt das Betriebssystem ganz wie alte Android-Versionen auf einen "Menu"-Button, der zusätzliche Optionen anzeigt. Das ist für Nutzer mittlerweile nicht mehr intuitiv – weshalb Samsung selbst beim Galaxy S5 darauf verzichtet. Insgesamt gibt es auch nur 1.000 Apps, was selbst angesichts der Tatsache, dass Tizen erst gestartet ist, sehr mager ist. Zum Vergleich: Android und iOS bieten mehr als eine Million Anwendungen; sogar Blackberry ist im sechsstelligen Bereich.

Nur Portierungen

Von diesen Apps weisen die meisten einen erheblichen Designfehler auf: Sie verdecken nämlich jene Leiste, die Akkuverbrauch, Verbindungsqualität und die Uhrzeit anzeigt. Die wichtigsten Apps wie Facebook oder Dropbox wurden von Samsung selbst portiert und funktionieren nur mangelhaft. Auch WhatsApp läuft über einen Drittclient. Sogar Samsung-eigene Apps sind nicht im Tizen Store erhältlich.

Sogar schlechter als Tizen-Preview

Dabei soll Tizen im Lauf der vergangenen Monate "um einiges schlechter" geworden sein, wie Ars Technica schreibt. Beim Mobile World Congress vor rund einem Jahr habe Tizen noch um einiges besser ausgesehen. Es bleibe also – auch im Interesse Samsungs – nur zu hoffen, dass die wichtige Flaggschiffe wie das Galaxy S6 weiterhin Android treu bleiben – denn mit dem eigenen Betriebssystem würde der Hersteller wohl Nutzer verscheuchen. Alles deutet momentan jedoch darauf hin, dass Samsung bei den für die USA und Europa wichtigen Smartphones ohnehin bei Android bleibt. Smart-TVs und Wearables sollen allerdings exklusiv auf Tizen setzen. (fsc, derStandard.at, 8.2.2015)