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Das Wollen eines Miteinanders ist unabdingbar. Aber ab wann gilt man als integrationsunwillig?

Foto: APA/Markus Leodolter

Die Gretchenfrage kommt modern getarnt daher: "Wie hältst du's mit der Integration?", flüstern Minister und Politiker und streben der Integrationsunwilligen Zähmung an. Menschen werden schnell als verdächtig eingestuft, sobald sie einen bestimmten Hintergrund haben, und die auflagenstärkste Zeitung darf ungehindert Hetzartikel veröffentlichen. Samt passenden Postings. Ja, Zwangsverheiratung und Kriegstreiberei sind Verbrechen. So kommt man ihnen aber kaum bei.

So wird im Vorfeld ausgehebelt, was zusammenwachsen soll. Ja, das Wollen eines Miteinanders ist unabdingbar. Wie aber will man es messen? Und warum eigentlich nur auf einer der beiden Seiten? Wie viel Integrationswilligkeit ist genug? Mitgliedschaft am Stammtisch? Dauerbeschallung mit Mozart? Oder reicht schon ein Opernbesuch pro Monat? Einpendeln der Deutschkenntnisse auf ein durchschnittliches FPÖ-Plakat? Das Anerkennen der Undurchlässigkeit unseres Schulsystems und Eingliedern in jene Reihe, die benachteiligt ist, möglichst ohne Murren und Randale?

Der gern bemühte muslimische Vater, der das Schulsystem nicht ernst nimmt, hat auch traditionelle Konkurrenz. Höhere Söhne und Töchter werden mit ebenso höherer Gewalt durch die Ausbildung geschoben, sollten sie straucheln, während die No-Name-Kids alle Folgen ihrer Taten alleine auszubaden haben. Wo Gesetze nicht für alle gelten, ist Integration schwer. (Julya Rabinowich, DER STANDARD, 9.2.2015)