Im normalen Redaktionsalltag einer Tageszeitung ist die Sache relativ schnell klar. Wenn man schreibt, ist morgen heute, und heute ist gestern. Die Sache verkompliziert sich, wenn man acht Stunden später dran ist. Das heißt, dass man mit dem Schreiben für die Zeitung von morgen acht Stunden früher fertig sein muss.
Redaktionsschluss um 9.30 Uhr? Das ist dann doch etwas früh. Also muss das Schreiben um einen Tag vorverlegt werden, was heißt, dass übermorgen plötzlich heute ist, und heute schon wieder vorgestern. Aber über vorgestern will niemand mehr etwas in der Zeitung lesen. Das heißt, dass man heute schon an übermorgen denken muss, und weil morgen schneller kommt, als man schreiben kann, muss man sich heute schon überlegen, worüber man in der Zeitung von überübermorgen schreiben will, um sich für morgen einen Interviewtermin auszumachen, um daraus noch am selben Tag einen Artikel zu verfassen.
Um es auf den Punkt zu bringen - und das ist dann gar nicht so schwer: Man schreibt immer heute für übermorgen. Die Sache verkompliziert sich aber, wenn einem der Computer mitteleuropäische Zeit anzeigt, was heißt, dass heute sehr häufig schon wieder morgen ist und man dann wieder heute für morgen schreibt. Weil man in den USA aber nach dortiger Zeit lebt, hat man auch Uhren, die ebendiese anzeigen. Also wieder heute für übermorgen. Die Sache verkompliziert sich allerdings, wenn man heute so lange schreibt, dass es selbst nach US-Zeit schon morgen ist. Oder vereinfacht sich die Sache dadurch? (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 9.2.2015)