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Zoe Konstantopoulou ist Parlamentspräsidentin.

EPA / ORESTIS PANAGIOTOU

Ihre Wahl war ein bisschen Wiedergutmachung für die Macho-Kultur der griechischen Politik, die zur Verblüffung vieler auch nicht vor der sich so progressiv gebenden Linkspartei Syriza haltgemacht hat: Nur sechs von 41 Mitgliedern des Kabinetts von Premier Alexis Tsipras sind Frauen. Keine von ihnen hat ein ganzes Ministerium bekommen. Nun ist mit Zoe Konstantopoulou zumindest eine Frau Präsidentin des griechischen Parlaments geworden.

Die 38-Jährige ist die jüngste Politikerin, die dieses hohe Amt jemals in Griechenland übernommen hat, und sie ist erst die zweite nach Anna Benaki-Psarouda, einer konservativen ehemaligen Justizministerin, im Jahr 2004. Konstantopoulou, ebenfalls eine Anwältin wie Benaki-Psarouda, ist dazu noch mit einem Rekordergebnis von 235 Stimmen auf den Präsidentinnensitz gelangt; 61 Abgeordnete gaben leere Stimmzettel ab, zwei waren ungültig. Das parteiübergreifende Votum für die kämpferische Syriza-Politikerin galt auch als Signal für den nächsten erwarteten Schachzug im Parlament noch diese Woche: die Nominierung von EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos von der konservativen Nea Dimokratia als Kandidat für das Amt des Staatspräsidenten durch die linke Regierungspartei Syriza.

Hitzige Rednerin

Konstantopoulou, die auf europäisches und internationales Recht spezialisiert ist, kam erst 2012 als Athener Abgeordnete ins Parlament, machte sich aber schnell einen Namen als hitzige Rednerin, die auch mühelos die in griechischen Polit-Talkshows üblichen Brüllduelle mit politischen Gegnern durchsteht.

In der vergangenen Legislaturperiode gehörte sie auch dem Lagarde-Ausschuss an, der sich weitgehend folgenlos mit der Liste von 2000 mutmaßlichen griechischen Schwarzgeldbesitzern beschäftigte. "Das Parlament kann nicht als Waschmaschine für Skandale und Friedhof von Strafverfahren funktionieren", sagte sie nun in ihrer Antrittsrede.

Eine Gemeinsamkeit hat Zoe Konstantopoulou aber mit ihren Kollegen von den "etablierten" Parteien: Vater Nikos ist ein bekannter Linkspolitiker, der sich im Widerstand gegen die Junta (1967-1974) engagierte und später auch einmal Vorsitzender von Synaspismos war, der linksreformistischen und größten Partei innerhalb der heutigen Syriza. Neben den ewigen Politikerfamilien Karamanlis, Mitsotakis und Papandreou wird man sich nun auch die Konstantopoulou merken müssen. (Markus Bernath, DER STANDARD, 9.2.2015)