Pavel einsam.

Foto: Nicole Rauscher

Pavel und Yuri gemeinsam.

Foto: Nicole Rauscher

Animalische Küsse.

Foto: Nicole Rauscher

Endlich ist der langersehnte Moment da: Die felinen Mitbewohner dürfen abgeholt werden und ihr neues Zuhause beziehen. Was für uns ein freudiges Ereignis darstellt, kann für Katzenkinder mitunter traumatisch sein. Während wir "Zuwachs" bekommen, bedeutet es für die Neuankömmlinge zuvorderst, alles zu verlieren: Mama, Geschwister, Kumpel, vertraute Umgebung und die daraus resultierende Nestwärme. Auch erwachsene Katzen können sich oft nicht sofort für großräumige Veränderungen erwärmen.

Neues Revier erkunden

Geben Sie Ihren Samtpfoten Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Verschonen Sie sie anfangs mit Besuch, beschäftigen Sie ihre Kinder anderweitig und ziehen Sie das Fellknäuel nicht zu Präsentationszwecken hinter dem Sofa hervor. Lassen Sie die Katzen in Ruhe ihr neues Revier erkunden und halten Sie bereits vorhandene tierische Mitbewohner fern. Je nach Charakter und Vorgeschichte kann es Wochen bis Monate dauern, bis sie sich richtig zu Hause fühlen und Ihnen vertrauen. Erst wenn Sie gänzlich zur Dienerschaft degradiert wurden, können Sie sicher sein: Ihren Katzen geht es gut.

Wenn Sie, wie empfohlen, zwei Katzen(kindern) ein neues Zuhause geben, ziehen diese optimalerweise gleichzeitig bei Ihnen ein. In unserem Fall war das leider nicht möglich, und so kamen Yuri und Pavel im Abstand von zwei Monaten zu uns. Wie sich gezeigt hat, kann das auch Vorteile haben: Der bereits anwesende Kater bürgt für den Hund.

Toifelsbraten Katerstrophe

Transportbox reduziert Umzugsstress

Weil Yuri keine Hunde kannte, sollte er sich zuerst an den Geruch gewöhnen. Dies ließ sich einfach bewerkstelligen, in dem die Abholbox mit einer Decke ausgelegt wurde, auf der Arya schon einige Zeit geschlafen hatte. Bei Pavel hatten wir nicht damit gerechnet, ihn gleich mitnehmen zu dürfen, es gab also weder Box noch Decke. Ungeübten Händen ist definitiv davon abzuraten, eine fremde Katzen auf dem Schoß nach Hause zu transportieren. Katzen sind wehrhaft, misstrauische Katzen umso mehr. Um den Stress für die Katze deutlich zu reduzieren, ist eine Transportbox jedenfalls dringend zu empfehlen. Zu Hause durften sich beide zunächst ein paar Stunden ganz allein umsehen, um die Umgebung kennenzulernen und Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten zu checken.

Nach der großen Erkundungstour und der ersten sanften Begegnung mit dem Hund ganz ohne Fauchen verbrachte Yuri den Großteil des Nachmittags schlafend hinter dem Aquarienschrank. Dabei sollte es allerdings nicht bleiben: Schon am nächsten Tag lief die Handvoll Kater durch die Wohnung, als gehörte sie ihm. Hatte ihm der Stress des Umzugs anfangs den Appetit verleidet, konnte man sich fortan wundern, was in den Mini mengenmäßig reinpasste.

Yuri nachts in der hundesicheren Box

Obwohl sich tagsüber keine Kommunikationsprobleme zwischen Hündin und Kater ergaben, verbrachte Yuri die ersten Nächte in einer hundesicheren Box, die mit einer plüschbezogenen Wärmflasche ausgestattet war, um die fehlende Wärme von Mutter und Geschwistern zu ersetzen. Nach zwei Wochen hatte ihn Arya aber schon ins "Rudel" aufgenommen, und er schlief nächtens ausgestreckt zwischen ihren Vorderpfoten.

Pavels Rückzugsort

Pavel hatte da einen etwas anderen Charakter. Zwar wählte er als Rückzugsort von Anfang an den nächstgelegenen Menschen, Hund und Kater hielt er aber mit Puma-Geräuschen und Katzenbuckel auf Abstand. Während Arya, die "cholerisch-katzisch" schon von der Vorgängerin Bartleby kannte, einen großen Bogen um das graue Zornbinkerl machte, rannte Yuri gurrend wie ein liebestoller Täuberich hinterher, um sich eine flache Pranke nach der anderen einzuhandeln. Weil Empfehlungen in der Fachliteratur dazu tendieren, die Tiere solche Stellungsstreitereien unter sich ausmachen zu lassen und nur im Ernstfall einzuschreiten, haben wir Puma und Täubchen gewähren lassen. Die katerschen Rangkämpfe dauerten, ohne wirklich gefährlich zu werden, etwa zwei Wochen an und wurden gegen Ende zu gegenseitigen Putzorgien und zum gemeinsamen Kuscheln. Und weil Yuri die Pfote für den Hund ins Feuer gelegt hat, liegt Arya mittlerweile irgendwo mittendrin. (Nicole Rauscher, derStandard.at, 9.2.2015)