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Er kann Emotionen nun einmal sehr glaubwürdig ausdrücken: Der 22-jährige britische Sänger Sam Smith ("Stay With Me") räumte bei der Grammy-Verleihung in Los Angeles vier Preise ab.

Foto: Reuters/MIKE BLAKE

Wien / Los Angeles – Sein Name klingt, ähnlich einem John Doe, wie ein Synonym für den Unbekannten aus der Masse: Sam Smith. Doch seit Sonntagnacht dürfte es mit der eingeschränkten Bekanntheit vorbei sein, da hat der Brite Samuel Frederick Smith vier Grammys von der 57. Grammy-Verleihung in Los Angeles mit nach Hause genommen.

Der 22-Jährige veröffentlichte im Vorjahr sein Debütalbum In the Lonely Hour. Das ist eine Sammlung von Schmalz-Pop-Balladen, die der junge Mann mit der Physiognomie eines seine Faustkämpfe nicht immer gewinnenden Pub-Bullys ins Mikrofon schmachtet wie Muttertagsgedichte. Der Mann mit der Tolle und dem Silberblick wurde in den Kategorien bester Newcomer, bester Song, beste Aufnahme und bestes Pop-Album mit der Grammy-Trophäe, einem kleinen goldenen Grammofon, bedacht.

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Wichtigster Musikpreis

Der Grammy gilt als wichtigster Musikpreis und wurde heuer in 83 Kategorien vergeben. Er wird vor allem nach kommerziellen, nicht nach tatsächlichen künstlerischen Maßstäben vergeben. Gerade seit die Musikindustrie ob der Online-Piraterie darbt, werden Grammys zusehends strategisch verliehen.

So wundert es nicht, dass einem Newcomer für ein ziemlich durchschnittliches Album wie diesem derlei Auszeichnungen zuteilwerden, offenbar wittert man Verkaufspotenzial. Für eine weitere Überraschung sorgte die Ernennung des Albums des Jahres. Diese traf Beck für Morning Phase. Ein introspektives Folkalbum, bei dem niemand um seinen Ruhepuls fürchten muss, so langweilig ist es. Ja, bei dessen Erscheinen informierte die Plattenfirma eilfertig, Beck hätte vier weitere Alben in der Lade, und 2014 hätte sogar noch ein weiteres, aufregenderes Album erscheinen sollen, ist es aber nicht.

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Für den Welthit Happy hat Hip-Hop-Star Pharrell Williams erwartungsgemäß den Preis für die beste Solo Pop Performance eingestreift. Als bestes Dance / Electronic Album erwie sich Syro von Aphex Twin. Jack White wurde die beste Rock Performance beschieden, das beste Alternative Music Album kam von St. Vincent. Auszeichnungen für ihr Lebenswerk erhielten die Bee Gees, George Harrison, Buddy Guy, Barry Mann und Cynthia Weil sowie Wayne Shorter. Beyoncé avancierte am Sonntag zur meistnominierten Künstlerin in der Geschichte der Grammys, desgleichen U2 in der Kategorie Band.

Um nominiert zu werden, muss man sich online anmelden und einen physischen Tonträger einschicken. In Bewertungs-Sessions widmen sich über 150 Experten aus der Musikindustrie den Bewerbern und wählen jeweils fünf pro Kategorie aus. Nach Kritik an ausufernden Bewertungsfächern, es waren 109 zum Teil irrwitzige Kategorien, reduzierte das Komitee 2011 auf knapp 80 Kategorien.

Im Rahmen der Gala – moderiert von Rapper LL Cool J – traten heuer Stars wie AC/DC, Paul McCartney, Kanye West oder Madonna auf. Letztgenannte verantwortete das Huch! des Abends, indem sie ihr Kleid hob und der Welt einen Blick auf ihren nur von groben Maschen und dem Balken eines Tangas verdeckten Podex erlaubte. (Karl Fluch, DER STANDARD, 10.2.2015)