London - Obwohl ihre Existenz bisher als nicht nachgewiesen gilt, sind die Hinweise darauf überwältigend: Dunkle Materie. Das heutige Standardmodell der Kosmologie geht davon aus, dass sich die Masse des Universums zu etwa 25 Prozent aus nicht direkt sichtbarer Materie zusammensetzen dürfte, deren Natur freilich noch völlig ungeklärt ist.

Nun haben Forscher der Universität Madrid diesbezügliche Berechnungen für die Milchstraße angestellt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie aktuell im Fachblatt "Nature Physics". Das Team um Fabio Iocco hat dazu die Rotationsgeschwindigkeit von 2.780 Himmelskörpern in unserer Heimatgalaxie ausgewertet.

Aussagekräftige Gravitationswechselwirkung

Schon lange weiß man, dass die sichtbare Materie nur einen kleinen Teil des Weltalls stellt: Denn nur das Vorhandensein unsichtbarer Materie kann die Bewegungsmuster der sichtbaren Materie erklären. Das zeigt sich unter anderem an der Beobachtung ferner Galaxien: In ihren Außenbereichen ist die Geschwindigkeit, mit der sichtbare Sterne sie umkreisen, deutlich höher, als allein durch die Gravitation der Sterne, Gas- und Staubwolken erwartbar wäre.

Das sollte im Prinzip auch für die Milchstraße gelten. Allerdings sind die Verhältnisse hier nur schwer zu beobachten, weil wir nicht von außen auf unsere Galaxie schauen können. Frühere Untersuchungen unterschiedlicher Art haben teils widersprüchliche Ergebnisse geliefert.

Vage Aussagen

Die Forscher um Iocco haben nun die aktuellsten Geschwindigkeitsmessungen zu 2.780 Himmelskörpern mit der kartierten Verteilung der gewöhnlichen Materie in der Milchstraße verglichen. Das Ergebnis zeigt, dass es eine erhebliche Menge Dunkler Materie in der inneren Galaxie geben muss, inklusive unseres Sonnensystems.

Genauer werden die Wissenschafter allerdings nicht. Sie hoffen jedoch, mit ihrer Analyse sowohl zur weiteren Erforschung der Evolution und Struktur der inneren Milchstraße als auch der Natur der Dunklen Materie beizutragen. (APA/red, derStandard.at, 9.2.2015)