Wien - Das Verhältnis zwischen den Mitgliedsländern der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) bzw. zwischen dem Kartell und der Außenwelt war auch schon gelöster. Außer Saudi-Arabien, Kuwait, Katar und den Emiraten, die mit den vergleichsweise niedrigen Ölpreisen relativ gut leben können, stöhnen die restlichen Mitglieder des Zwölferklubs unter der Halbierung der Notierungen sei vorigem Sommer.
Die am Montag vom Opec-Sekretariat in Wien vorgelegte jüngste Einschätzung der Ölmärkte scheint zumindest bis zu einem gewissen Punkt Mutmacher zu sein - Mutmacher für jene im Kartell, die wie Venezuela, Nigeria oder Iran seit geraumer Zeit auf eine Drosselung der Ölproduktion drängen. Damit, so deren Kalkül, könnten sich die wegen des Überangebots an Öl schwächelnden Preise erfangen. Schöner Nebeneffekt: Die Einnahmen der Opec-Länder würden wieder sprudeln.
Die Opec-Analysten gehen im jüngsten Monatsbericht davon aus, dass der Bedarf an Opec-Öl 2015 bei durchschnittlich 29,21 Mio. Fass am Tag (je 159 Liter) liegen wird, um 430.000 Fass mehr als gedacht. Begründet wird dies mit der Halbierung der Ölpreise seit vorigem Juni. Die Produktion in Ländern außerhalb der Opec werde dadurch kräftiger gebremst als ursprünglich erwartet.
An Stagnation oder gar einen Rückgang der Ölförderung außerhalb ihres Einflussbereichs glaubt die Opec zwar nicht; statt des prognostizierten Anstiegs der Ölproduktion in den USA - Stichwort Schieferöl - und anderswo rechnen die Opec-Analysten aber nur mehr mit einem Zuwachs der Tagesproduktion um 850.000 Barrel. In der Jänner-Vorschau hatte man den Produktionszuwachs bei Nicht-Opec-Öl auf 1,27 Millionen Fass pro Tag taxiert.
Preis für Rohöl steigt
Tatsächlich scheint die Erwartung der Strategen in Saudi-Arabien, dem nach wie vor größten Ölexporteur der Welt, aufzugehen: Seit Mitte der Vorwoche ziehen die Ölpreise leicht an. Dieser Trend setzte sich zu Beginn der neuen Handelswoche fort. US-Leichtöl notierte am Montag bei 53,57 Dollar je Fass, die für Europa maßgebliche Rohölsorte Brent bei 59,06 Dollar.
Baker Hughes, eines der weltweit führenden Ölbohrunternehmen, hat allein in der Vorwoche einen Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA um 83 auf nur mehr 1140 gezählt, so wenige wie seit Dezember 2011 nicht mehr. Seit Jahresbeginn hat sich die Zahl der aktiven Bohrungen um 342 verringert. Das, so die Hoffnung der Opec, sollte sich in einer fallenden US-Ölproduktion im zweiten Halbjahr niederschlagen. Was noch zu verifizieren ist. (Günther Strobl, DER STANDARD, 10.2.2015)